Torwartspiel kennenlernen

Die Ausbildung eines Torhüters erfordert – vergleicht man die Positionen im Eishockey miteinander – die individuellste und zudem längste Förderung. In der Regel ist ein Torhüter im Durchschnitt nicht vor dem 23. Lebensjahr vollständig ausgebildet. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, die Ausbildung bzw. die Entwicklung so umfassend und lange wie möglich anzulegen. Dabei steht zu Beginn die Ausbildung einer allgemeinen Vielseitigkeit im Vordergrund, damit individuelle Stärken in den unterschiedlichen Altersklassen zur Geltung kommen. Eine zu frühe Spezialisierung kann zwar zu einer vordergründigen guten Technik führen, diese ist aber nur ein Teil des Ausbildungspuzzles. Hinzu kommt, dass, in den letzten Jahren, die "Verschlankung" der Spielerausrüstung und die damit einhergehende, größere Beweglichkeit der Spieler sowie die durchgeführten Regeländerungen an den Ausrüstungen der Torhüter, eine vermehrt reaktive und athletische Spielweise erfordern.

Die Position des Torhüters sollte daher mit guten Athleten, die über starke läuferische Fähigkeiten verfügen, besetzt werden. Um diese Fähigkeiten – beispielsweise seine Kufen- und Kantenkontrollen – zu verbessern, sollte der Torhüter zu Beginn seiner Ausbildung regelmäßig auch als Feldspieler am Mannschaftraining teilnehmen. Des Weiteren werden die Grundlagen für das Spiel mit dem Puck fest verankert. Auch die Fähigkeit, Spielsituationen richtig zu lesen, wird so geschult. Das Kennenlernen der Torwartausrüstung, ein Sich-daran-gewöhnen ist ein weiterer wichtiger Baustein, da Gewicht und Umfang der Ausrüstung eine besondere Herausforderung darstellen.

  • Schlittschuhbasistechniken

    Lauftechniken

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    Um die läuferischen Fähigkeiten eines Torhüters auszubilden, ist es wichtig, auf möglichst großer Fläche zu arbeiten bzw. längere Wegstrecken zu nutzen. Häufig stehen, während Spieler ihre Lauftechnik verbessern, auch im Rahmen des Torwarttrainings läuferische Programmpunkte auf der Tagesordnung. Dem Torwarttrainer sollte daher auch ein eigener Bereich mit entsprechender Länge und Breite zur Verfügung gestellt werden.

    Für die Basislauftechniken sind folgende Laufarten von Bedeutung:

    • Vorwärtslaufen (gerade und mit übersetzen)
    • Rückwärtslaufen (gerade und mit übersetzen)
    • In Grundstellung laufen “C-Lauf“ (vorwärts & rückwärts)
    • Starten und stoppen
    • Starten und stoppen in Grundstellung (Ein-Fuß-Technik)
    • Shuffle (Groß und Klein)
    • Step-Outs (vom Pfosten) – Bewegung vom Pfosten weg oberhalb des Torkreises
    • Richtungswechsel

    Kufen und Kanten

    Die Kontrolle der Kufen und der Kanten ist ein wichtiges Fundament für die Vielseitigkeit des Torhüters in seiner gesamten Ausbildung. Es heißt, ein Torhüter sollte der Beste Schlittschuhläufer in der Mannschaft sein, damit ist die Kontrolle der Kufen und Kanten in komplexen Bewegungen gemeint. Eine fundierte Ausbildung in diesem Bereich ermöglicht es dem Torhüter, in verschiedensten Situationen instinktiv zu agieren, da er seine Stabilität durch die Kontrolle über die Kufen und Kanten auch in unvorhersehbaren Situationen wiederherstellen kann.

    • Innenkanten
    • Außenkanten
    • Sprünge
    • Rotationen
    • Gleiten (einbeinig)
    • T-Push
    • Richtungswechsel
  • Positionsspezifische Schlittschuhlauftechniken

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    Unter positionsspezifischen Lauftechniken versteht man Bewegungsmuster, die genau der Torwartposition entsprechen. Zur Durchführung solcher Lauftechniken müssen die Grundlagen der allgemeinen Lauftechniken und die der Kufen- und Kantenkontrolle bereits beim Athleten fest verankert sein. Eine zu frühe Spezialisierung auf positionsspezifische Lauftechniken kann zu Verlusten bzgl. der Vielseitigkeit bei den läuferischen Fähigkeiten führen.

    Auch bei den “Positionsspezifischen Lauftechniken“ unterscheidet man zwischen Basislauftechniken und fortgeschrittenen Stufen. Mit jeder Steigerung erhöht sich der technische Anteil der läuferischen Ausbildung, in Form von Abwehrausführungen.

    Positionsspezifische Basislauftechniken:

    • DEB #1 Laufmuster: T-Push Mitte -> T-Push zum Pfosten
    • DEB #2 Laufmuster: X T-Push
    • DEB #3 Laufmuster: T-Push Mitte -> Shuffle nach außen -> T-Push zum Pfosten quer
  • Reaktive Ausbildung

    Die reaktive Ausbildung ist, neben der läuferischen Ausbildung, eine Komponente, die in der täglichen Ausbildung absolute Priorität genießt. Ein Torhüter, der über sehr gute läuferische und reaktive Fähigkeiten verfügt, verfügt über das Fundament, das ihm immer wieder eine Chance gibt, die nächste Schussabwehr auszuführen.

    Bei der reaktiven Ausbildung sind die Grundprinzipien "Vom Einfachen zum Schweren!" und "Von langsam zu schnell!" zu berücksichtigen. Daher kann der die Ausbildung zu Beginn einfach gestaltet sein. Was den Athleten früh vermittelt werden muss, ist das allgemeine Verständnis für eine "reaktive" Grundstellung, heißt eine Grundstellung aus der der Spieler reaktiv agieren kann. Hiermit ist neben der spezifischen Torwart-Grundstellung die besondere Ausrichtung von Händen, Oberkörper und Kopfposition gemeint.


    Fanghand – reaktive Abwehrausführung in stehender Position

    Die Fanghand ist ein Schlüsselwerkzeug für den Torhüter, denn sie ermöglicht es dem Torhüter, eine Scheibe nach Abwehrausführung zu fixieren und eine Spielunterbrechung geplant herbeizuführen oder ein schnelles Weiterspielen der Scheibe durchzuführen. Die Kontrolle über den Puck nach der Abwehrausführung macht die Fanghand also zu diesem besonderen Schlüsselwerkzeug.


    Stockhand – reaktive Abwehrausführung in stehender Position

    Die Stockhand ist im Vergleich zur Fanghand in ihrer Vielseitigkeit benachteiligt, da sie nur über eine eingeschränkte Kontrolle im Rahmen der Abwehrausführung verfügt. Erste Priorität ist die Umlenkung der Scheibe in eine Richtung, von der für den Torhüter die wenigste Gefahr für einen Folgeangriff ausgeht. Häufig sind dies die Ecken des Spielfeldes. Die gezielte Zielsetzung, Pucks mit der Stockhand im Rahmen der Abwehrausführung bewusst zu platzieren, sollte vom ersten Tag der Ausbildung an eingefordert werden.


    Bauch – reaktive Abwehrausführung in stehender Position

    Die Kontrolle der Scheibe am Bauch ohne das Zulassen einer zweiten Schussmöglichkeit ist eine erlernbare, reaktive Fähigkeit. Im Mittelpunkt steht nicht allein die Abwehr mit dem Bauchbereich, sondern vielmehr die Positionierung des Oberkörpers und der Hände zur Fixierung des Pucks im Körperbereich.


    Schlägerabwehr – reaktive Abwehrausführung in Position auf den Knien (Butterfly)

    Die Kontrolle des Pucks mit dem Schläger ist eine Gewohnheit, die von Beginn an geschult werden sollte. Die Reaktion auf flache Schüsse mit dem Schläger wird automatisiert. So gewinnt die Bedeutung des Schlägers im Rahmen der allgemeinen Puckkontrolle die entsprechende Priorität. Die korrekte Ausführung ist Teil der technischen Ausbildung, die reaktive Bewegung mit dem Schläger an sich ist Teil der reaktiven Ausbildung.

  • Positionsspiel

    Grundstellung – allgemeine Prinzipien

    Die Grundstellung des Torhüters verfügt über klare Merkmale, die universell sind, und, dementsprechend, für alle Torhüter gelten. Wichtiger Grundsatz ist es, sich auf die Prinzipien der Grundstellung zu konzentrieren und den Torhüter nicht in ein zu starres Muster zu pressen, das evtl. nicht seinen physiologischen Voraussetzungen entspricht. Jeder Mensch ist anders gebaut, das ist ein unverrückbarer Fakt. Von daher wird auch jede Grundstellung zwischen einzelnen Torhütern leicht voneinander abweichen. Die Merkmale bzw. Prinzipien sind jedoch gleich:

    • Hände vor dem Körper
    • Schläger vor dem Körper
    • Oberkörper leicht nach vorne gebeugt
    • Schlittschuhe leicht auf den Innenkanten
    • Gewicht gleichmäßig auf den Fußballen verteilt
    • Knie gebeugt

    Physikalisches Prinzip: Winkel, Tiefe, Körper

    Das Torhüterspiel im Eishockey ist geprägt von Räumen. Ein Torhüter, der zur richtigen Zeit den richtigen Raum mit seinem Körper ausfüllt, verfügt immer über eine realistische Chance, den Puck abzuwehren. Daher ist es so entscheidend, die Grundprinzipien der Raumausfüllung zu verstehen.

    Wir unterscheiden hierbei zwischen den drei miteinander fest verbunden Bereichen:

    A) Winkel
    Hiermit ist das klassische Winkelverhältnis vom Torhüter zum Puck gemeint. Allgemeine Faustregel für die jüngeren Torhüter ist hier: “Nase mittig zum Puck und Bauchnabel mittig zum Puck.“ Diese altersgerechte Regel gibt den jüngeren Athleten ein allgemeineres Verständnis von ihrer Aufgabe, ohne abstrakt denken zu müssen. Wichtiger Punkt für alle Trainer und Torhüter ist es immer wieder drauf zu achten, dass die Winkelausrichtung ausschließlich zum Puck erfolgt und nicht zum Körper des gegnerischen Spielers.

    B) Tiefe
    Unter dem Wort TIEFE im Torwartspiel versteht man die Distanz des Torhüters von seiner eigenen Torraumlinie in Bezug zu seinem Positionsspiel. Die Tiefe der Position im Eishockeytorwartspiel wird kontinuierlich angepasst, um die optimale “Positionstiefe“ für den bevorstehenden Angriff zu haben. Man unterscheidet hier zwischen vier Bereichen:

    1. Ausgangstiefe = Startposition allgemein für alle Angriffsarten

    2. Konservative Tiefe = Positionstiefe näher zur Torlinie  

    3. Mittlere Tiefe = Hierbei handelt es sich um einen Näherungswert für die bestmögliche Tiefe, der Torhüter hat seine finale Positionstiefe hier noch nicht erreicht. Er hat sich allerdings eine optimale Ausgangsposition verschafft, um Anpassungen in Bezug auf bevorstehende Angriffe vorzunehmen.

    4. Aggressive Tiefe = Positionstiefe weiter von der Torlinie entfernt

    Die genauen Anforderungen in Bezug auf die Auswahl der optimalen Tiefe der Position unterscheiden sich von Angriff zu Angriff und von Torhüter zu Torhüter. Dies ist bedingt durch den Faktor, dass jeder Torhüter zum Beispiel über unterschiedliche läuferische, athletische, körperliche- und Lesefähigkeiten verfügt.

    Praxisbeispiel: Ein Torhüter mit einer Körpergröße von über 1,90 Meter kann einen 2 vs. 1 Angriff mit einer konservativeren Tiefe in Bezug auf seine Position spielen, als ein Torhüter mit geringerer Körpergröße.

    C) Körper
    Man unterscheidet beim Körperspiel in den folgenden Kategorien:

    1. Reaktivität = Grundausrichtung des Körpers, im Besonderen des Oberkörpers, um eine reaktive Abwehr zu jeder Zeit optimal ausführen zu können.

    2. Kompaktheit = Der Körper bildet eine Einheit, bei der die Abwehr so ausgewählt ist, dass ein Puck nicht "durch ihn hindurch gehen" kann.

    3. Größe = Abhängig von der Angriffssequenz nutzt der Torhüter seine Körpergröße für eine optimal Raumabdeckung. Diese kann durch Anpassungen im Rahmen der Grundstellung von Angriff zu Angriff angepasst werden.

    4. Breite = Maximale Raumabdeckung von links nach rechts und von rechts nach links.

    5. Beweglichkeit = Die Fähigkeit des Torhüters, seine Körperreichweite durch die gegebene Beweglichkeit zu erhöhen.

    Zusammenfassung: Der Torhüter benötigt zur erfolgreichen Abwehr immer den richtigen Winkel zum Puck. Er kombiniert die Winkelposition mit einer zur der Angriffssequenz passenden Tiefe in Bezug zu seinem Positionsspiel. Bei Auslösung des Schusses bringt der Torhüter seinen Körper hinter die Scheibe. Wenn alle drei Parameter berücksichtigt werden, sind die physikalischen Prinzipien für eine erfolgreiche Puckabwehr gegeben. 

  • Abwehrausführung

    Visuelle Bindung

    Unter visueller Bindung versteht man die Fixierung des Pucks mit den Augen von der Schussauslösung, also vom Schlägerblatt des gegnerischen Spielers, bis zum eigenen Körper im Rahmen der Abwehrausführung. Die, so genannte, visuelle Bindung ist ein unabdingbarer Faktor im Rahmen der konstanten und kontrollierten Puckabwehr. Sie ermöglicht es dem Gehirn, Informationen schneller zu verarbeiten und die entsprechende Abwehrart bzw. Technik besser und exakter auszuwählen. Die visuelle Bindung ist daher auch ein großer Faktor im Rahmen der Puckontrolle, wenn es darum geht, die Anzahl der Rebounds so niedrig wie möglich zu halten.

    Die visuelle Bindung wird bei jedem Schuss, der im Spiel oder im Training auf das Tor gebracht wird, berücksichtigt. Vom ersten Tag der Ausbildung bis zum erwachsenen Spieler ist sie immer unablässiger Bestandteil der Abwehrausführung!


    Wesentliche Kategorien

    Abwehrausführung

    A) Reaktive Abwehr
    Bei der reaktiven Abwehr ist die Grundstellung und die Position des Oberkörpers und der Hände so ausgerichtet, dass Pucks, die in den “fangbaren Bereich“ gelangen, mit folgenden Abwehrwerkzeugen kontrolliert werden können: Fanghand, Stockhand, Schläger und Körper/Bauch/Rumpf

    B) Block-Abwehr
    Bei der Block-Abwehr ist die Abwehrposition so ausgewählt, dass der Torhüter passiv agiert und bewusst Räume ausfüllt. Die Raumausfüllung hat hier Priorität. Ein potentieller Abpraller wird dabei in Kauf genommen und stellt den wesentlichen Unterschied zur reaktiven Abwehr da, denn im Rahmen der reaktiven Abwehr ist die Vermeidung eines Abprallers oberste Priorität.


    Fanghand

    Die Fanghand ist das elementare Abwehrwerkzeug des Torhüters. Sie ermöglicht dem Torhüter, den Puck direkt zu fixieren wie auch ein umgehendes weiterspielen. Diese Vielseitigkeit ist ein großer Vorteil und sollte daher von Beginn an in der Ausbildung des Torhüters eine übergeordnete, hohe Bedeutung erhalten. Die Fanghand ermöglicht dem Torhüter Pucks auf seiner Fanghandseite, im Bauchbereich, Kopfbereich und bei einfachen Schüssen sogar auf der Stockhandseite direkt zu fixieren. Alle diese Bereiche, bzw. Räume, sind Teil der Ausbildung. Wichtiger Aspekt bleibt hier auch wieder die reaktive Ausrichtung der Handposition vor dem Körper mit nach vorne geneigtem Oberkörper und visueller Bindung (Augen auf den Puck gerichtet).


    Stockhand

    Die Stockhand ist ein passives Abwehrwerkzeug, denn sie kann Pucks nur in neue Räume umlenken. Dieses Umlenken ist eine technische Fähigkeit in Bezug auf die Rotation des Handgelenkes. Oberstes Ziel ist es, den Puck bestmöglich aus der unmittelbaren Gefahrenzone, häufig in die Ecke der Spielfeldes, auf dem sich die Stochand befindet, zu bringen.  Es gibt allerdings Ausnahmen: Sollte die so genannte “Back-door“ durch einen oder mehrere gegnerische Angreifer besetzt sein, so kann die andere Seite, in diesem Fall die „Strong-side“ die bessere Option darstellen. Zu Beginn der Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf der Rotationsbewegung mit der Zielausrichtung zur Ecke. Den Puck auf der Stockhandseite zu fixieren ist nicht mehr Bestandteil der modernen Ausbildung, da diese Technik der Grundkonzeption der reaktiven Hände widerspricht und die Gefahr für einen Abpraller mit dieser Vorgehensweise allgemein erhöht ist. Aufgrund dessen, dass die Stockhand gleichzeitig auch den Schläger in der Abwehrbewegung führt, sind die Möglichkeiten aufgrund des Gewichtes des Schlägers eingeschränkt. Die Vereinfachung der Abwehrtechnik auf der Stockhandseite führt aber zu einer höheren Effektivität.


    Schläger

    Der Schläger ist ein wichtiges und effektives Werkzeug in der Puckabwehr. Seine Vielseitigkeit macht ihn so wirkungsvoll. Als allgemeine Orientierung gilt, alle Pucks, die ganz flach auf dem Eis auf den Torhüter zukommen, sollten mit dem Schläger abgewehrt werden. Die Optionen der Abwehr sind hier:

    • Umlenkung des Pucks in das Netz oberhalb der Spielfeldumrandung zur Herausnahme des Pucks aus dem laufenden Spielgeschehen zur Realisierung eines Bullys in der eigenen defensiven Zone.

    • Umlenkung des Pucks in eine der beiden Ecken des Spielfeldes, um diesen aus der untermittelbaren Gefahrenzone herauszubringen bzw. um Zeit für die defensive Ausrichtung der eigenen Mannschaft zu gewinnen.

    • Fixieren des Pucks am Körper mit dem Schläger. (Dies Ist eine Ausnahme und erfordert eine spezielle Fähigkeit, die in der Regel nicht effektiv ist und daher auch nur geringe Bedeutung in der Ausbildung genießt.)

    Des Weiteren kommt der Schläger in vielen anderen Situationen bzw. Techniken und Taktiken zum Einsatz. So ist seine Nutzung im Rahmen des Net Plays (Paddelnutzung, Reverse VH, VH, Net Drives und in allgemeinen Situationen, bei denen der aktive Gebrauch des Schlägers (Active Stick) sinnvoll ist), zu schulen.

    Ein separater Bereich im Rahmen der Ausbildung mit dem Schläger ist das “Spiel des Pucks“ zur Unterstützung der Mannschaft im Aufbau und im allgemeinen Umschaltspiel von Defensive auf Offensive (siehe Rubrik “Spiel mit der Scheibe“).


    Aktiver Schläger (Active Stick)

    Die Fähigkeit des Torhüters, einen "aktiven Schläger" als Werkzeug zu nutzen, unterteilt in man in zwei Hauptkategorien:

    • Das Abräumen von freiliegenden Pucks nach einer Abwehr, bei der eine Reboundsituation entstanden ist.

    • Das Stören des Spielers beim Puckhandling in Spielsituationen, bei denen sich der Spieler nah am Torkreis befindet (z. B. 1 vs. 0 | 1 vs. 1 | Net Dive | Penalty shot etc.). Die Nutzung des aktiven Schlägers ist eine technische Fähigkeit, die in enger Verbindung mit einer trainierten und bewussten Hand- und Augenkoordination einhergeht. Daher ist es von großer Bedeutung, diese Ausbildung von Beginn an zu fördern und zu entwickeln.  

    Ein gut ausgebildeter Torhüter wird immer den Anspruch haben, so wenig Rebounds wie möglich im Training und im Spiel zuzulassen. Eine Quote von “Null-Rebounds“ zu erreichen, ist über einen längeren Zeitraum aber unrealistisch. Daher ist es wichtig, eine direkte Abwehr für diese Situation einzuleiten, wenn diese entsteht. Ein wichtiger Faktor im Bereich der Nutzung des “aktiven Schlägers“ ist Zeit. Die Zeitdauer, einen freilegenden Puck abzuräumen oder einen angreifenden Spieler daran zu stören, den Puck zu kontrollieren, ist sehr gering. Je höher das Spielniveau, umso kleiner das verfügbare Zeitfenster, da die Geschwindigkeit und allgemeine technische Fähigkeiten der angreifenden Spieler mit dem jeweiligen Spielniveau steigt.


    Bauch/Körper mittels Center-Shift-Nutzung

    Die größte Abwehrfläche, über die ein Torhüter verfügt, ist sein Körper. Die Nutzung des Körpers ist auch eine technische Fähigkeit, die ausgebildet wird und nicht auf Körpergröße oder Körperfülle zurückzuführen ist. Sicherlich ist ein sehr langer Torhüter grundsätzlich physisch im Rahmen des Winkelkonzeptes im Vorteil, wenn es um die klassische Raumabdeckung geht. Der Vorteil kann aber nur dann genutzt werden, wenn alle anderen Elemente zur erfolgreichen Puckabwehr auch gegeben sind. Das sind zum Beispiel läuferische Fähigkeiten, reaktive Fähigkeiten, allgemeines Positionsspiel oder Lesefähigkeiten von komplexen Spielsituationen.

    Sollte ein Torhüter nur über eine gute Körpergröße verfügen, aber in all den anderen genannten Bereichen große Defizite aufweisen, dann wird er mit zunehmenden Leistungsniveau seinen Vorteile gegenüber einem kleineren Torhüter, der über Stärken in den genannten Bereichen verfügt, verlieren.

    Die technische Komponente der Körpernutzung wird unter dem Begriff “Center-Shift“ geführt. Unter einem “Center-Shift“ versteht man die Verlagerung der Körpermitte in Richtung des Pucks während der Schuss durch den gegnerischen Spieler erfolgt. Der Transfer des Körpers ist eine technisch anspruchsvolle Aufgabe, da der Torhüter zuerst sein Gewicht (sein sogenanntes Gegengewicht) in die andere Richtung des für die Abwehr angesteuerten Zieles verlagern muss. Wenn Torhüter dieses technische Grundkonzept verinnerlicht haben, können sie es konstant in vielen Abwehrsituationen einsetzen. Die richtige Nutzung von “Center-Shifts“ führt automatisch zu mehr Puckabwehr und auch zu mehr Puckkontrolle.

    Daher ist es von großer Bedeutung diese Ausbildung von Beginn an zu fördern und zu entwickeln!


    Butterfly: Beine/Schienen

    Der Butterfly ist ein klassisches Blockwerkzeug und ein elementarer Bestandteil der Puckabwehr bei flachen oder halbhohen Schüssen.
    Die Stärken des Butterflys sind:

    A) Raumabedeckung
    B) Kompaktheit
    C) Laterale Mobilität
    D) Schnelligkeit – im Sinne der Abwehrauslösung bzw. Ausführung.
    E) Kombination bzw. Integration des Prinzips der “Reaktiven Abwehr“

    Die Stärken des Butterflys kommen im Rahmen der Puckabwehr unter folgenden Bedingungen zur Entfaltung:

    • Der Torhüter verfügt über Geduld, liest die Schussauslösung und nutzt diesen bei flachen oder halbhohen Schüssen.
    • Der Torhüter ist ausgebildet im Bereich Positionsspiel und verfügt über Wissen aus den Bereichen Block-Zone, Reaktions-Zone und der sogenannten Mixed-Zone.
    • Der Torhüter kombiniert das klassische Blockwerkzeug “Butterfly“ mit den Komponenten der Reaktivität. Damit sind insbesondere die reaktiven Hände und alle Teilbereiche, die damit in Verbindung stehen, gemeint (s. oben "Reaktive Ausbildung").
    • Der Torhüter ist sich bewusst, dass im Rahmen der Butterfly-Nutzung auch eine Nachabwehr erforderlich sein kann (Rebound-Situation), welche eine direkte Positionsanpassung erfordert. Hier kommt eine laterale Mobilität zur Geltung, die in der Butterfly-Position unten oder die im Rahmen einer neuen Ausrichtung zurück auf die Füße in die allgemeine Grundstellung des Torhüters notwendig sein kann.

    Visuelle Bindung

    Die visuelle Bindung ist der Schlüssel für jeden Torhüter zu einer konstanten Puckabwehr. In jedem Training und in jedem Spiel kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu. Bei jedem Schuss, der auf das Tor abgeben wird, muss sie genutzt werden.

    Man versteht unter der visuellen Bindung die bewusste Verknüpfung von Augen und Puck. Der Torhüter beobachtet den auf ihn zufliegenden Puck im Rahmen der Schussauslösung durch den gegnerischen Spieler vom Schlägerblatt vollständig bis zur Aufnahme am Körper. Sollte der Puck im Rahmen der Abwehr nicht am Körper fixiert werden können, folgen die Augen dem Puck automatisiert in die neue Richtung und leiten die Nachabwehr bewusst ein. Neben den läuferischen Fähigkeiten ist die visuelle Bindung mit das erste, was ein Torhüter erlernt und was er über den gesamten Verlauf seine Spiellaufbahn täglich trainieren muss.

    Durch die frühe Integration der visuellen Bindung im Rahmen der Torhüterausbildung werden neuronale Strukturen im Gehirn geschaffen, die durch die mehrjährige Ausbildung sportartspezifisch sind und damit zu Leistungsfähigkeiten führen, über die Eishockeytorhüter im besonderen Ausmaß verfügen. Das genaue Beobachten der Scheibe in Kombination mit der Erkennung der Richtung, in die die Scheibe geschossen wird ist, ist eine herausragende Fähigkeit und muss täglich erarbeitet werden (s. auch oben "Reaktive Ausbildung").

  • Nachabwehrausführung

    Stehende Nachabwehr

    Die Nachabwehr kann stehend oder aus der Position Butterfly erfolgen. Ein zentrales Element jeder Abwehrtechnik ist zu wissen, wo sich der Puck befindet und entsprechend die richtige Ausrichtung (siehe auch Positionsspiel) zum Puck zu wählen. Zudem ist es elementar, jedem Puck im Spiel zu folgen. Die Nachabwehr wird meist durch eine Rotation im Körper ein-, und durch die Verfolgung des Pucks durch die Augen geleitet (s. visuelle Bindung).

    Bei der stehenden Nachabwehr ist es wichtig, den Puck bis zum eigenen Körper zu beobachten und auch wieder vom Körper weg zu verfolgen. Dabei sollten die Augen immer den Puck fokussieren und der gesamte Kopf den Puck verfolgen. Weiterhin ist es relevant, die Torwarthaltung nicht zu verlassen und die Position im Torkreis der neuen Spielsituation anzupassen. Des Weiteren muss der Torwart unterscheiden, in welcher Zone sich der Puck nach der Abwehr befindet. Ist dieser in der Block-, Reaktions- oder Mixed-Zone? Durch die visuelle Verfolgung des Pucks wird es dem Torwart möglich sein, die Entscheidung über die Auswahl der angemessenen Technik treffen zu können und schnell in der neuen Position anzukommen. Dabei kann der Torwart die Aktion der Nachabwehr im Stehen, im Butterfly oder auch im Butterflyslide ausführen (s. Abwehrausführung). Wichtig ist, dass der Torwart jedem Puck nach der erfolgten Abwehr folgt, um die Möglichkeit einer schnellen Nachabwehr zu haben.


    Nachabwehr aus der Position

    Die Nachabwehr aus der Position kann zum Beispiel bedeuten, dass sich der Torwart im Butterfly, Center-Shift oder auch in einer Ausdehntechnik befindet. – Der Torwart ist in jedem Fall in Bewegung. – Auch hier ist der elementare Faktor, dass der Torwart den Puck mit seinen Augen fokussiert, um die Folgeaktion einzuleiten und die Entscheidungen, wie in der stehenden Nachabwehr beschrieben, auszuführen. Diese können je nach Spielsituation ein Backside-Push, Backside-Up oder auch Knie-Shuffle sein.

  • Battle-Techniken

    Battle-Techniken für den Eishockeytorhüter bedeuten, konstante und tägliche Gewohnheiten zu implementieren. Im Detail bedeutet dies: Den Kampf um den Puck bewusst annehmen, den Wettbewerb immer suchen, alles geben. – Zu jeder Zeit, in jedem Training und in jedem Wettkampf! – Der Torhüter gibt keinen Puck verloren, auch dann nicht, wenn er schon geschlagen scheint und am Boden liegt und der angreifende Spieler das leere Tor direkt vor sich hat. Das Credo lautet: Es gibt immer irgendeine Chance, den Puck zu stoppen und die Nutzung einer Art “Verzweiflungs-Abwehr“ einzuleiten, gerade dann, wenn die eigene Mannschaft sie am dringendsten benötigt.

    Um solche Abwehrmechanismen zu nutzen und um ein starker Battle-Torhüter zu werden, werden Fähigkeiten in den folgenden Bereichen benötigt:

    • Läuferische Fähigkeiten (Start- und Stopp-Mechanismen, Kufen- & Kantenkontrolle, Abstoßen vom Pfosten, Aggressivität im Positionsspiel)
    • Athletische Fähigkeiten und Ressourcen
    • „Rechtwinkligkeit“ und Körpernutzung in all diesen Situationen
    • Lesefähigkeiten nutzen bevor der so genannte „Battle-Modus“ aktiviert wird
    • Positionsrückkehr auf Basis von Automatisierungen
    • Kraft, Explosivität und Schnelligkeit, um all diese Prinzipien und Techniken zu bewerkstelligen

    Die häufigsten “Battle-Situationen“ kommen in Spielsituationen nah vor dem Tor zum Tragen, häufig auch in sogenannten Rebound/Abpraller-Situationen. Schnelles Denken ist der Schlüssel, um Spielzüge und Anforderungen an die gegebene Situation schnell zu erkennen. Ziel ist es, einen kompletten Kontrollverlust zu vermeiden.

    Schlüsselpunkte sind:

    • Das Prinzip der Rechtwinkligkeit und der Reaktivität, bei Bewegungen im Butterfly und bei der Nutzung des “Paddles“ ist von großer Bedeutung in diesen Situationen.
    • Die Augen sind auf den Puck gerichtet und mögliche Spielsituationen werden instinktiv antizipiert.
    • Zu viel Bewegung und Hektik kann zu Positions- und Stabiltätsverlust führen.
    • Die Positionsrückkehr muss mit höchster Geschwindigkeit erfolgen und die Augen bleiben dabei immer auf den Puck fokussiert.

    Einfache Tipps für die Trainingsarbeit im Bereich “Battle-Techniken“:

    • Vollständige Beobachtung des Pucks bis zum Körper und die damit einhegende Einleitung einer automatisierten Nachabwehr, entweder in eine stehende Position oder in eine Position unten im Butterfly. Die konstante Beobachtung des Pucks wird zur Gewohnheit und ermöglicht eine schnellere Reaktionszeit in allen “Battle-Situationen“.
    • Nicht immer ist dies im Rahmen eines Mannschaftstrainings möglich, da häufig auch Übungen mit schnellen Schussauslösungen in kurzer Wiederholungszahl direkt hintereinander durchgeführt werden (so genannte Dauerfeuerübungen).
    • Die Übung “3 Pucks“ direkt vor dem Tor ermöglicht die Arbeit an der Kufen- und Kantenkontrolle sowie die Verbesserung der Entscheidung für Aktivität oder Passivität im Positionsspiel. Des Weiteren verbessert es die allgemeine Kondition.

    Ein weitere wichtiger Punkt ist die Eigenverantwortung im Training:

    Wenn der Torhüter über ein Drittel bzw. den Torkreis für sich alleine verfügen kann sollte er an seinen läuferischen Fähigkeiten und seinen allgemeine Bewegungsabläufen arbeiten: Ein Battle-Torhüter arbeitet immer an seinen Fähigkeiten und sucht alternative Lösungen, um gute Positionen im Tor und am Pfosten zu finden.

  • Lesefähigkeiten

    Begriffserklärung: Der Torhüter kann frühzeitig antizipieren was (wahrscheinlich) passieren wird, um dann mit einer erfolgversprechenden Technik auf die Situation reagieren zu können.


    Die Schuss-/Passauslösung lesen  

    Die Lesefähigkeiten sind für ein konstant gutes Abwehrverhalten des Torhüters entscheidend, um nicht nur zufällig einen Schuss zu parieren.

    Der den Puck führende Gegenspieler ist Ausgangspunkt für den Goalie beim Lesen der Situation/der neu entstehenden Situationen. Um kontrolliert reagieren zu können, geht es aus Sicht des Torhüters zunächst darum, Folgendes zu erkennen:

    A) Wann kommt die Schuss-/Passauslösung?
    Der Torhüter erkennt Anzeichen für eine baldige Schussauslösung, u. a.: kein „Puckmischen“ mehr, die Beinbewegung des Spielers wird unterbrochen, Kopf wird gehoben, Schläger und Schlägerblatt mit Puck werden nach hinten gebracht und Schlägerblatt zeigt zum Tor, Oberkörper geht nach vorne

    B) Wo findet die Schuss-/Passauslösung statt bzw. wie ist die Position des Pucks zum Tor im Moment der Schussauslösung?

    • Winkel: mittig, seitlich, seitlich spitz?
    • Distanz: nah vs. weit entfernt bzw. Block-Zone, Mixed-Zone, Reaktions-Zone?


    C) Wohin will der Spieler schießen/passen?

    • Seitliche Ausrichtung des Schlägerblatts, nach links-rechts?
    • Geöffnetes Schlägerblatt vs. geschlossenes Schlägerblatt?
    • Hoher Schuss/Flipppass vs. Flacher Schuss/flacher Pass?


    D) Handelt es sich um eine Täuschung?
    Je höher das Niveau der Spieler, desto schwieriger sind die Anzeichen für Schussauslösung und Schussrichtung zu lesen. Ziel des Torhüters muss es sein, zu erkennen, wann eine eingeleitete Bewegung nicht mehr „abbremsbar“ ist und ausgeführt werden muss und somit keine Täuschung des Spielers ist.


    Ice-Awareness/Peripheres Sehen und Kommunikation mit den eigenen Mitspielern

    Das Bewusstsein zu haben, was auf dem Eis in der Gesamtheit passiert und welche Faktoren davon entscheidend auf den Torabschluss einflussnehmen (können), ist entscheidend dafür, wie gut sich ein Torhüter auf eine Situation vorbereiten und, dementsprechend, schnell und kontrolliert reagieren kann.

    Ein gut ausgebildeter Torwart ...

    • hält trotz Fokus auf den puckführenden Spieler, Kopf bzw. Augen in Bewegung, um Veränderungen von Spielsituationen wahrnehmen zu können.
    • weiß, wo sich sogenannte „Ruhezonen“ befinden und erkennt Zeitpunkte vor der Schussauslösung, wenn der puckführende Spieler nicht sonderlich gefährlich ist und der Torhüter prüfen kann, ob bzw. wie sich die Spielsituation verändert hat.
    • erkennt vorab die gefährlichsten Optionen für einen Torabschluss auf sein Tor.
    • versucht, wenn möglich, die Anzahl der gefährlichen Optionen durch Kommunikation mit seinen Mitspielern zu reduzieren.
    • passt seine Spieltaktik (z. B. Positionstiefe) der wahrgenommen Situation an.
    • weiß vorab, mit welcher Technik er auf die möglicherweise eintretende Situation reagieren wird.

    Dazu erfasst der Torhüter, ausgehend vom puckführenden Spieler, für jede Angriffssituation auf sein Tor folgende Punkte:

    • Wie viele gegnerische Spieler sind am Angriff beteiligt?
    • Welchen Pass/Schuss will der puckführende Spieler bzw. kann dieser durchführen?
    • Wo bewegen sie sich die anderen Gegenspieler hin?
    • Wo kommt Unterstützung durch eigene Mitspieler?
    • Welche Gegenspieler sind die gefährlichsten für einen erfolgreichen Torabschluss, aufgrund von
      – guter Anspielbarkeit,
      – Winkel und Distanz zum Tor sowie
      – Möglichkeit zur Direktabnahme.

    Verdeckte und abgefälschte Schüsse lesen

    Um auf verdeckte und Abgefälschte Schüsse gut reagieren zu können, muss der Torhüter Folgendes antizipieren:

    A) Welche Spieler auf dem Feld sind so gefährlich, dass sie sich in den Schuss bewegen und diesen absichtlich oder unabsichtlich abfälschen?

    B) Wo befinden sich die wahrscheinlichsten Abfälschungsstellen?

    • Winkel zum Tor: Mittig oder seitlich vom Tor?
    • Tiefenposition zum Tor: Block-Zone oder Mixed-Zone?


    C) Wie verändert sich dadurch die ursprüngliche Flugbahn des Pucks?
    Im Kapitel Traffic Management finden sich genauere Ausführungen zum Thema verdeckte und abgefälschte Schüsse.


    Rims/Dumps lesen

    Über die Puckabwehr hinaus ist es für den modernen Torhüter auch erforderlich, das Einschießen des Pucks ins Defensive Drittel durch den Gegner in Form von Rims und Dumps zu lesen. Ziel ist es, die eigene Mannschaft in Puckbesitz zu bringen, den Forecheck zu neutralisieren und im besten Fall den sofortigen Gegenangriff einzuleiten.

    Ein gut ausgebildeter Torwart erkennt die Situation, wann ein Dump/Rim vom gegnerischen Stürmer beabsichtigt ist und weiß in dem Moment, wo er seinen Torraum verlässt, um den Puck unter Kontrolle zu bringen:

    A) Wie hoch der Druck ist, den er in Form von Anzahl und Distanz der Forechecker bekommt?
    B) Aus welcher Richtung kommt der Druck?
    C) Hat er eine oder mehrere direkte Anspielstationen?
    D) Muss er den Puck selbst über die Rundung weiterspielen?

    Genauere Ausführungen zum Thema Rims/Dumps sind unten im Abbschnitt "Spiel mit der Scheibe".


    Situationen lesen, die ihren Augang hinter der Torlinie haben

    Situationen hinter der Torlinie stellen immer eine besonders gefährliche Situation für den Torhüter dar, da sein Blick vom Spielgeschehen vor dem Tor weggewandt ist. Daher ist es für den Torhüter extrem wichtig zu erkennen:

    A) Will der puckführende Spieler selbst abschließen (z. B. durch einen „Bauerntrick“) bzw. eng ums Tor laufend vors Tor kommen? – Anzeichen: Der Spieler fährt mit viel Geschwindigkeit eng am Torrahmen herum.

    B) Will der puckführende Spieler einen „Pass-out“ vors Tor spielen? – Anzeichen: Der Spieler fährt eher an der Bande entlang, mit suchendem Blick!

  • Spiel mit der Scheibe

    Beim Torhüter ist zu beachten, dass sein Schläger einen wesentlich steileren Winkel als der Schläger des Feldspielers hat. Deshalb muss der Torhüter den Puck näher am Körper führen, um genügend Druck mit dem gesamten Schlägerblatt auf das Eis zu bringen.


    Bewegung mit Puck

    Der Torhüter muss sich seitwärts, rückwärts und vorwärts mit dem Puck bewegen können. Dabei benötigt er eine permanente Puckkontrolle sowie Übersicht über das Spielfeld. Gegebenenfalls muss er den Puck auch gegenüber einem Angreifer abdecken können. Hierfür muss er in der Lage sein, entsprechende Drehbewegungen mit dem Puck ausführen zu können (‚Turco Rotation‘)


    Pässe spielen

    Der Torhüter muss in der Lage sein, sowohl einhändig als auch zweihändig, jeweils mit der Vorhand oder mit der Rückhand einen präzisen Pass auf das Schlägerblatt eines Mitspielers zu spielen. Übungen hierzu sind methodisch aufzubauen, also vom Stand in den Stand bis hin von der Bewegung/unter Druck zu einem entfernt laufenden Spieler.


    Pucks schießen

    Der Torhüter muss in der Lage sein, auch unter Druck, Pucks hart und hoch in die Rundung zu schießen oder direkt sicher aus dem Verteidigungsdrittel zu befördern.


    Abfangen von Pässen

    Der Torhüter sollte in der Lage sein, gegnerische Pässe, die in den Aktionsradius seines Schlägers kommen, insbesondere die, die durch den Torraum gehen, zu unterbinden. Er muss dies mit Vorhand und Rückhand (flach aufliegendes Schlägerblatt ggf. mit "Paddeldown-Technik" bei Pucks nahe am Tor) beherrschen und dabei die Ablenkungsrichtung des Pucks bestimmen können.

    Die Schlägerhaltung muss so gewählt werden, dass keine Pucks zwischen Schläger und Schlittschuhen gepasst werden können und keine Abpraller ins eigene Tor möglich sind.


    Eingeschossen Pucks stoppen

    Der Torhüter muss in der Lage sein, Pucks, die an der Bande entlang eingeschossen werden oder von der Bande zurückprallen, zu stoppen. Hierzu muss er sich mit maximalem Tempo zum Puck bewegen und diesen mit Vorhand oder Rückhand, einhändig oder beidhändig, schnell unter Kontrolle bringen. Er muss auf eine "geschlossene" Schlägerhaltung an der Bande achten, sodass der Puck nicht ins Spielfeld zurückgelenkt wird. Bei Verlassen des Tores und vor dem Weiterspielen des Pucks muss er sich mit einem Schulterblick Spielübersicht verschaffen.

    Die hierbei notwendige Kommunikation zwischen Torhüter und Spieler ist im Vorfeld zu besprechen.

  • Technische Spezialwerkzeuge

    Unter dem Begriff technische Spezialwerkzeuge versteht man im Allgemeinen, alle alternativen Abwehrtechniken (im Gegensatz zu den klassischen Abwehrarten). Diese technischen Spezialwerkezuge tragen dazu bei, in besonders großen Drucksituationen, wie zum Beispiel bei Rebounds oder abgefälschten Schüssen, zusätzliche Optionen der Abwehr zu haben.

    Hier sind der Kreativität und der potentiellen Innovation keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, die frühe Förderung dieser Spezialwerkzeuge bzw. die bewusste Raumschaffung für kreative und alternative Lösungsoptionen. Die bewusste Herbeiführung dieser Situationen und der damit verbundenen Förderung von Kreativität und Innovation kann durch die Schaffung von Battle-Übungs-Situationen hergestellt werden.

    Zwei technische Spezialwerkzeuge haben sich international herausgebildet und nachhaltig etabliert:

    1) Aktiver Schläger (Active Stick)
    Der aktiver Schläger wurde weiter oben im Abschnitt "Abwehrausführung" bereits ausführlich erläutert. Wenn wir den “Aktiven Schläger“ aber unter dem Gesichtspunkt Spezialwerkzeug betrachten, ist damit die Vielseitigkeit in unterschiedlichen Situationen gemeint. Torhüter, die über gute Hand-Augenkoordinationsfähigkeiten verfügen, können den Schläger häufiger und bewusster einsetzen. Da der Torhüter hier aktiv agiert, ist der Bereich auch stark an die reaktiven Fähigkeiten gekoppelt und bedarf einer hohen Widerholungszahl im Training. Des Weiteren muss der Torhüter hier schon in jungen Jahren experimentieren und Fehler machen dürfen, um ein Gefühl für das richtige Timing aufzubauen. Kreativität benötigt Raum und Zeit und in dem Zusammenhang dann anteilig weniger Korrektur durch den Torwarttrainer, sondern vielmehr Orientierungshilfen in Bezug auf die Zielsetzung.

    Ein “Aktiver Schläger“ ist auch eine technische Komponente in der Art seiner Ausführung und kann daher von Beginn an erlernt werden. Wichtig ist, dass er als zusätzliches Werkzeug verstanden wird und daher bewusst eingesetzt wird. Da diese Anwendung im kreativen und innovativen Bereich anzusiedeln ist, kann eine übermäßige Nutzung zu einem Ungleichgewicht im Spielsystem führen. Aufgabe des Torhütertrainers ist es daher, darauf zu achten, keine übermäßige bzw. ausschließliche Nutzung dieses Werkzeuges zuzulassen.

    Beim Aufbau von Übungen in diesem Arbeitsbereich sind die Faktoren “Aktivität und Passivität“ zu berücksichtigen. Der Torhüter sollte Situationen ausgesetzt sein, in denen er schnell und früh handeln muss (Aktivität) und der Torhüter sollte Situationen ausgesetzt sein, in denen er bewusst auf einen guten Zeitpunkt wartet und sich in Geduld der Abwehrausführung übt.

    Wenn diese Komponenten im Rahmen der Ausbildung zum Tragen kommen, ist dieses Element vielseitig einsetzbar.

    2) Ausdehntechnik
    Unter der so genannten Ausdehntechnik versteht man die gezielte Raumgewinnung und Abdeckung in relativer Nähe des Torraumes. Der Torhüter ist hier Situationen ausgesetzt, in denen er weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, rechtzeitig sein Positionsziel zu erreichen oder die optimale Abwehrausführung abzurufen sehr gering ist. Das Wissen über diese Konstellation nutzt er zu seinem Vorteil, in dem er die bestmögliche Alternative Abwehr herbeiführt.

    Situationen, in denen die Ausdehntechnik häufig zum Einsatz kommt, sind:

    • abgefälschte Pucks in der Nähe des Torraums
    • Alleingänge, bei den der angreifende Spieler eine Körpertäuschung nutzt.
    • Back-door- und Querpass-Situationen
    • Situationen, bei denen der Torhüter aus der Position geraten ist.
    • Überall dort, wo die Kreativität des Torhüters ihren Raum findet.


    Für die effiziente Nutzung der Ausdehntechnik ist Beweglichkeit und Stabilität unter athletischen Gesichtspunkt extrem wichtig. Im Rahmen der Ausbildung erlernt der Torhüter, dass es sich im Rahmen seiner technischen Struktur wirklich um Ausnahmensituationen handelt. Die Ausdehntechnik darf nicht die erste Option für die Abwehrausführung sein, sondern nur unter den oben genannten Kriterien zur Anwendung kommen.

    Das physikalische Prinzip hinter dieser Technik ist die Priorität der Raumabdeckung von unten nach oben in unmittelbarer Nähe zum Puck bzw. dem Punkt der Umkehrung durch den gegnerischen Schläger. Im Rahmen dieser Raumabdeckung berücksichtigt er parallel dazu die Nähe seiner Position zum Puck und reaktive Ausrichtung seiner Hand zum Puck.

    Wichtig ist hier auch wieder der sogenannte Battle-Faktor, da eine kontrollierte Abwehr im Rahmen der Nutzung der Ausdehntechnik nicht garantiert werden kann. Die Bereitschaft des Torhüters, den Puck nicht verloren zu geben, muss durch den Torhütertrainer eingefordert werden.

  • Net Play

    Das Net Play beschreibt die Abwehrtechniken in Spielsituationen rund um das Tor. In der Net-Play-Zone wird die Selektion der Abwehrtechniken beschränkt. Diese können auf die verschiedenen Varianten des stehenden Spiels, des VH, des Reverse VH (Reverse Vertical Horizontal) und den Overlap heruntergebrochen werden.


    Stehendes Spiel

    Beim "Stehenden Spiel" steht der Torwart am Pfosten und blockiert mit dem aktiven Schläger die Passbahnen. Für das Wechseln der Pfosten erlaubt das Stehen dem Torhüter eine maximale Flexibilität in der Bewegung, da der Torhüter mit kurzen oder langen Shuffleschritten sowie dem T-Push den Pfosten wechseln kann, um sich der Geschwindigkeit des Spiels optimal anpassen zu können.

    Der Torhüter sollte in einer athletischen Grundposition stehen, den Schlittschuh am Pfosten haben, sodass keine Lücke zwischen Kufe, Cowling und Pfosten entsteht. Auf der Stockhandseite deckt die Stockhand die Lücke zwischen Knie und Pfosten ab, Fanghand und Schläger sind so positioniert, dass der Passweg auf dem Eis als auch halbhoch abgedeckt werden kann. Auf der Fanghandseite deckt die Fanghand die Lücke zwischen Knie und Pfosten ab, der Schläger schließt wieder den Passweg auf dem Eis aus.


    VH (Vertical Horizontal)

    Beim VH nutzt der Torhüter den Mix aus vertikalem Bein am Pfosten sowie dem horizontalen Bein auf dem Eis. Die Position ist relativ einfach zu erreichen, da aus der stehenden Position am Pfosten lediglich das vom Pfosten weiter entfernte Knie aufs Eis gedrückt werden muss. Der Schläger kann wie in der stehenden Position für die Abdeckung des Passweges genutzt werden bzw. um den Spieler bei einem Walk-Out unter Druck zu setzen.

    Durch das vertikale Bein am Pfosten kann bei Pässen von hinter der Torlinie in den Slotbereich der Push schnell und stark erfolgen.


    Reverse VH (Reverse Vertical Horizontal)

    Auch beim Reverse VH hat der Torhüter die Beine horizontal und vertikal ausgerichtet, nur ist jetzt das horizontale Bein  am Pfosten, das vertikale Bein ist für den Druck auf den Pfosten sowie die Positionierung innerhalb des Torraums notwendig. Das vertikale Bein muss über die Kufe Druck ins Eis geben, sodass der Torhüter den Pfosten komplett schließt (Seal). Das vertikale Bein muss weiterhin den Druck aufs Eis geben, um die Position im Torraum bestimmen zu können.

    Im ersten Bild oben ist das Bein eher horizontal zur Torlinie positioniert, der Torhüter kann hierdurch schnell die Seite wechseln. Im zweiten Bild ist das Bein eher vertikal zur Torlinie positioniert. Diese Position ist wichtig, um bei spitzwinkligen Schüssen die lange Seite wegzunehmen und mit Schultern und Hüfte frontal zum Puck ausgerichtet zu sein.

    Eine Sonderform im RVH ist die Paddlenutzung. Einerseits kann diese ebenfalls für die Abdeckung des Passweges genutzt werden: Sobald ein Torhüter sein Paddel aufs Eis drückt nimmt er automatisch die Schulter mit nach unten und öffnet damit den oberen Bereich des Tores, sollte der Torwart durch den Pass geschlagen werden. Das Paddel kann jedoch auch bei hereinziehenden Spielern aus der Ecke (Walk-Out) oder bei Bauerntrickversuchen genutzt werden. Hierbei nimmt der Torhüter dem gegnerischen Spieler Platz weg und zwingt diesen den weiteren Weg um den Torhüter herum zu machen.


    Overlap

    Der Overlap ist eine weitere Technik, bei der vom Torwart bewusst der Pfosten überdeckt wird. Der untere Schlittschuh befindet sich unterhalb oder auf der Torlinie. Diese Technik kann insbesondere dann genutzt werden, wenn Spieler im Drittel auf der Außenbahn von oben nach unten in Richtung Torlinie ziehen. Der Torhüter ist hierdurch flexibel in seiner Ausrichtung, hat das Gewicht auf beiden Füßen gleichmäßig verteilt und kann damit sowohl auf Schüsse als auch auf Pässe zur Mitte reagieren.

  • Traffic Management

    Unter Traffic Management versteht man den Umgang mit gegnerischen und eigenen Spielern vor dem Tor, die dem Torhüter bewusst oder unbewusst die Sicht auf den Puck nehmen. Die deutsche Beschreibung dafür wäre: Umgang mit dem Verkehr vor dem Tor.

    Diese Beschreibung deckt allerdings nicht die Vielschichtigkeit und die Komplexität der unterschiedlichen Situationen ab, die unter dem international anerkannten Begriff „Traffic Management" geführt werden. Deshalb wird in der vom DEB verfassten RTK hier auch der englische Begriff für ein einheitliches Verständnis eingeführt.


    Screens (Sichtbehinderung/Spieler, der dem Torhüter die Sicht nimmt)

    Hier wird differenziert zwischen Screens aus …

    • direkter und unmittelbarer Nähe zum Torhüter.
    • der mittleren Distanz zum Torhüter (mittlerer Slot-Bereich).
    • der weiten Distanz (hoher Slot-Bereich).

    Ein weiteres Element des Traffic Managements sind die sogenannten Deflections (abgefälschte Schüsse) durch den gegnerischen Spieler oder auch ungewollt durch den eigenen Mitspieler.

    Auch hier erfolgt eine Differenzierung:

    • Pucks, die direkt vor dem Tor abgefälscht werden.
    • Varianten am langen Pfosten (Back-door-Spielzug).
    • Tip-in-Situationen (Pucks, die aus der Luft abgefälscht werden):
      – aus direkter Nähe
      – aus der mittleren Distanz (mittlerer Slot-Bereich)
      – aus der weiten Distanz (hoher Slot-Bereich)

    Um im Rahmen des Traffic Managements konstante Leistungen abrufen zu können, kommen verschiedene taktische und technische Komponenten zum Tragen:


    Eisübersichtsverhalten

    Bei einer verdeckten Sicht und viel Traffic/Verkehr vor dem Tor, benötigt der Torhüter Mechaniken und Taktiken im Rahmen seines Positionsspiels und der Grundstellung, um die Entstehung von spezifischen Situationen frühzeitig zu erkennen. So kann er Optionen prüfen und entsprechend schnell reagieren, wenn ein bestimmtes Spielereignis eintritt.


    Positionsetablierung

    Die frühzeitige Etablierung einer Position innerhalb der Positionsschnelligkeit ermöglicht es dem Torhüter ein besseres Eisübersichtsverhalten zu erzielen. Der gegnerische Spieler muss sich an der bestehenden Position des Torhüters orientieren und der Torhüter erhält so einen Zeitvorteil.


    Sichtlinie zum Puck herstellen

    Nur bei einem Puck bzw. bei einem ausgelösten Schuss, den ein Torhüter sehen kann, ist er auch in der Lage, diesen bewusst und damit kontrolliert zu stoppen. Oberste Priorität beim Traffic Management ist es daher, um jeden Preis eine Sichtlinie zum Puck zu finden. Nicht immer wird dies möglich sein, jedoch ist der Lösungsansatz immer daran ausgerichtet, das maximal Mögliche aus diesen Situationen rauszuholen.

    Allgemeine Prinzipien sind hier:

    a) Als erste Priorität die Sichtlinien von oben suchen!

    b) Bei Schüssen von der blauen Linie von außen die “Kurze Seite“ für die Sichtlinie favorisieren (Short-side Looks).

    c) Anpassungen der Positionstiefen in Relation zu den gegebenen Optionen. Beispiel: Die Back-door ist nicht mit einem gegnerischen Spieler besetzt, dann kann der Torhüter ein aggressiveres Positionsspiel für sich wählen. Gegenbeispiel: Die Back-door ist besetzt, der Torhüter entscheidet sich für einen passiven Ansatz im Rahmen seines Positionsspiels, um mehr Optionen zu haben.

    d) Körpernutzung/"Center Shift": Die Nutzung der größten Fläche des Torhüters, seine “Körpernutzung“, ist eine entscheidende Komponente im Rahmen des Traffic Managements. Der Begriff deckt allerdings nicht die Vielschichtigkeit und die Komplexität der Abwehrtechnik ab, die unter dem international anerkannten Begriff “Center Shift“ geführt werden. Deshalb wird in der vom DEB verfassten RTK  auch hier der englische Begriff für ein einheitliches Verständnis eingeführt. Unter einem “Center Shift“ versteht man den bewussten Transfer der größtmöglichen Körperfläche hinter den auf das Tor zufliegenden Puck – und das zum richtigen Zeitpunkt. Der Ansatz der Reaktivität kommt auch bei dieser Art der Abwehrausführung wieder zum Tragen. Der "Center Shift" ist nicht nur Abwehrausführung, sondern er erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Abwehr, da mehr Raum abgedeckt werden kann, wenn der optimale Zeitpunkt für die Auslösung dieser Abwehrart gewählt wurde. Des Weiteren befindet sich der Torhüter bei einem potenziellen Rebound näher am Puck und kann offene Räume so schneller wieder schließen und eine erneute Abwehr früher einleiten.

    e) Ausrichtung am Punkt der Umkehrung: Dieser Aspekt bezieht sich auf die taktische Vorgehensweise bei abgefälschten Pucks und Tip-in-Situationen. In diesen geht die eigentliche Gefahr nicht primär vom Schussblatt des gegnerischen Spielers aus, der den Schuss ausgelöst hat, sondern vom Schlägerblatt des Spielers, der den Puck zuletzt berührt und damit eine Umkehrung der ursprünglichen Flugbahn herbeiführt.

    An diesem Punkt der Umkehrung muss sich der Torhüter taktisch, positionstechnisch und zeitlich orientieren. Wenn es dem Torhüter gelingt, seinen Körper im Rahmen der Abwehrauswahl (häufig Center Shift) hinter den Punkt der Umkehrung zu bringen, erhöht er die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Abwehr und bringt sich erneut in eine gute Ausgangsposition für eine eventuelle erforderliche Folgeabwehr.

    f) Die taktische Positionsanpassung für Back-door-Spielsituationen ist beim Traffic Management von großer Relevanz. Denn häufig entstehen „Traffic-Situationen“ innerhalb von Überzahlsituationen des Gegners. Dies hat zur Folge, dass der Torhüter häufiger einstudierten Spielzügen ausgesetzt ist. Einstudierte Spielzüge nutzen häufig die sogenannte Back-door-Variante, um eine Torchance zu kreieren. Der Torhüter muss inhaltlich, im Sinne der Eisübersicht, als auch positionstechnisch diese Variante erkennen und entsprechend reagieren. Das größte Merkmal ist hier die Prüfung der Optionen für ein weniger aggressive Positionsspielweise (Tiefe). Wie passiv diese ausgerichtet wird, hängt von den Optionen der gegnerischen Spieler ab und kann nicht allgemein, pauschal beantwortet werden, da auch individuelle Leistungsmerkmale des Torhüters eine große Rolle in der taktischen Herangehensweise spielen.

  • Rush Management

    Unter Rush Management versteht man die Angriffe, die schnell über die neutrale Zone in das eigene (defensive) Drittel des Torhüters gelangen. Diese sogenannten Rush Angriffe sind zum Beispiel: 1 vs. 0 | 2 vs. 0 | 1 vs. 1 | 2 vs. 2 | 2 vs. 1 | 3 vs. 2 | 4 vs. 3. Zu Beginn der Torhüter-Ausbildung ist er vermehrt den Situationen 1 vs. 0, 2 vs. 1, 1 vs. 1 und 2 vs. 2 ausgesetzt.

    Die Ausbildung des Rush Managements ist stark taktisch geprägt und hat viel mit der Anpassung der Position und der eigenen Grundstellung in Bezug auf die Art des Angriffs zu tun. Im Grundlagenbereich werden den Torhütern daher erst einmal Prinzipien vermittelt, mit welchen sie sich kontinuierlich weiterentwickeln können und an denen sie sich über ihre gesamte Laufbahn hinweg orientieren können.

    Anmerkung: Die Art und Weise wie ein Torhüter ein Rush Management spielt, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen: Körpergröße, läuferische Fähigkeiten, reaktive Fähigkeiten und allgemeine hockeyspezifische Lesefähigkeiten.


    Prinzipien im Grundlagenbereich

    Bei 1-vs-0-/1-vs-1-Situationen wird das Positionsspiel allgemein aggressiver ausgerichtet, d. h., der Torhüter steht weiter oberhalb der Torkreisumrandung (einfache Grundregel: außerhalb des blauen Torkreises). Das Ziel des Torhüters ist dabei, den Winkel und damit auch den sichtbaren Raum an frei verfügbarem Tornetz für den angreifenden Spieler so weit wie möglich zu verkleinern. Da diese Angriffe in Bezug auf einen Schuss als äußerst gefährlich einzustufen sind.

    Bei 2-vs-1-/2-vs-2-Situationen wird das Positionsspiel allgemein weniger aggressiv ausgerichtet, d. h., der Torhüter orientiert sich mehr innerhalb der Torkreisumrandung. Ziel des Torhüters ist hier eine solide Abdeckung des Winkels und damit auch den sichtbaren Raum, an frei verfügbarem Tornetz für den angreifenden Spieler, immer noch ausreichend klein zu halten. Durch das weniger aggressive Positionsspiel schafft der Torhüter hier die Voraussetzungen, einen Pass zwischen den zwei angreifenden Spielern, der eine besonders gefährliche Option im Angriffsspiel für den Torhüter ist,  im Rahmen der Positionsschnelligkeit zu schlagen.

    Um diese Positionsanpassungen vornehmen zu können bzw. diese Prinzipien zur Anwendung zu bringen, benötigt der Torhüter so früh wie möglich Informationen über die Art des Angriffs. Im Rahmen der Entstehung des Angriffes muss er sich einen Überblick verschaffen (Förderung der Lesefähigkeiten) und die Anzahl der Spieler klassisch zählen. Durch eine frühe Förderung, im Rahmen einer bewussten Sensibilisierung für die Bedeutung dieser Vorgehensweise, kann dem Torhüter für seine Entwicklung vieles erleichtert werden. Um diese Prinzipien zu entwickeln ist es notwendig,  einen gewissen prozentualen Anteil der jährlichen Ausbildung im großflächigen Bereich über die gesamte Eisfläche zu trainieren (über die neutrale Zone hinweg in das defensiv Drittel des Torhüters). Diese Ausbildung muss nicht während des Torwarttrainings stattfinden, sollte dies aufgrund von Eiskapazitäten am Ausbildungsstandort nicht möglich sein. Eine Integration im Rahmen des Mannschaftstrainings ist hier eine solide Option. Es fördert des Weiteren die Kommunikation mit dem Mannschaftstrainer in Bezug auf die Bedeutung des Rush Managements für den Torhüter im Allgemeinen.

    Zusammenfassung der wichtige Grundprinzipien
    • Ausrichtung des Körpers/Grundstellung
    • Ausrichtung der Position (Tiefe) an die jeweilige Situation
    • Lesen/Erkennen der verfügbaren Optionen
    • Positionsschnelligkeit
    • Winkelpriorität
    • Schussvorbereitung
    • Abwehrausführung
    • Automatisierte und dynamische Nachabwehr
    • Einleitung des eigenen Transition-Spiels nach erfolgter finaler Abwehr