Stärken stärken und Schwächen reduzieren

Ziel der Leistungsdiagnostik in dieser Entwicklungsstufe ist es, athletische Defizite aufzudecken und frühzeitig abzubauen, um eine körperliche Basis für die eishockeyspezifische Leistungsentwicklung zu schaffen (Präventivdiagnostik). 

Um vergleichbare Daten generieren zu können, sollten zu verschiedenen Testzeitpunkten jeweils die gleichen Tests bei gleichen Bedingungen durchgeführt werden. Im Laufe eines Trainingsjahres bieten sich folgende Zeitpunkte für eine Leistungsdiagnostik an:

  • zu Beginn des Sommertrainings
  • zur Mitte des Sommertrainings
  • zur Mitte der Saison

Dabei können jeweils alle oder zu bestimmten Zeitpunkten nur jeweils eine Auswahl der Tests durchgeführt werden. 

Neben den in den vorhergehenden Ausbildungsstufen vorgestellten Tests können auch Tests aus dem Nachwuchsleistungssport eingesetzt werden. 

Im Zuge des „5 Sterne“ Programmes des DEB sind von den teilnehmenden Vereinen regelmäßig stattfindende standardisierte Athletik- und Technik-Evaluierungen durchzuführen. Diese werden auch bei dem jährlich zweimal stattfindenden deutschlandweiten „15-Camp“ im BLZ Füssen ausgeführt.

Im Nachfolgenden werden diese Testübungen vorgestellt, weitere mögliche Testübungen und zusätzliche Informationen finden Sie in dem mit der VBG erstellten PDF.


Athletik-Tests im Zuge des "5-Sterne-Programms"

Messreihenfolge

Zuerst werden die anthropometrischen Daten (Name, Gewicht, Körpergröße, Verletzungshistorie und wenn möglich Körperfettanteil) aufgenommen und ein Aufwärmprogramm durchgeführt. Danach erfolgen die Test in folgender Reihenfolge:

  1. Sprungtests
  2. Krafttests
  3. Shuttle Lauf (OFF ICE, ON ICE)

Aufwärmen

Das Aufwärmprogramm ist teilstandardisiert und wird nach folgendem Schema durchgeführt:

  • 10 min eigenständige allgemeine Erwärmung 
  • Gesäßheben beidbeinig, 2 x 10 Wiederholungen
  • Gesäßheben einbeinig, 1 x 5 Wiederholungen (jeweils mit rechts und links)
  • Wadenheben einbeinig, 2 x 10 Wiederholungen (jeweils mit rechts und links)
  • Bergsteiger, 1 x 15 Wiederholungen (jeweils mit rechts und links)
  • Standwaage, 1 x 7 Wiederholungen (jeweils mit rechts und links)
  • Ausfallschritte rückwärts, 1 x 3 Wiederholungen (jeweils mit rechts und links)
  • Shuffeln seitlich, 2 x 10 m
  • Dynamisches Dehnen der Oberschenkelrückseiten, 1 x 7 Wiederholungen (jeweils mit rechts und links)
  • Antritt über 5 m (1 x)

Testprogramm

  • Test 1: Horizontale Sprungweite

    Der Standweitsprung ist ein elastodynamischer Horizontalsprung mit Ausholbewegung. Mit dem Standweitsprung wird die horizontale Sprungkraft, genauer die Schnellkraft der Beine, ermittelt.

    Durchführung

    Die Testperson steht beidbeinig im schulterbreiten Stand mit neutraler Fußposition und den Fußspitzen unmittelbar vor einer markierten Absprunglinie. Aus der Ausgangsposition springt sie mit einer einmaligen Ausholbewegung so weit wie möglich nach vorne. Die Landung erfolgt beidbeinig mit leicht gebeugten Knien und stabiler Beinachse. Absolviert werden drei gültige Versuche (Kriterien: beidbeiniger Absprung, stabile beidbeinige Landung, keine deutliche Messwertabweichung), wobei maximal 6 Sprungversuche nicht überschritten werden sollten.

    Messung

    Es wird die Sprungweite in Metern des jeweils besten Versuchs bestimmt. Dazu wird der Abstand zwischen der Absprunglinie und der nächstliegenden Landeposition gemessen (s. Abb.)

  • Test 2: Maximale Klimmzüge

    Einfach durchzuführender Test zur Überprüfung der Oberkörperkraft in der dorsalen Kette, der zudem Rückschlüsse auf die Schultergesundheit zulässt.

    Durchführung

    Mit proniertem Griff in mittlerer Breite soll die maximal mögliche Anzahl an korrekt ausgeführten Klimmzügen durchgeführt werden. Die Beine müssen dabei lang hängen und die Arme werden vollständig gestreckt. Als korrekt ausgeführt gilt ein Klimmzug, wenn das Kinn über die Klimmzugstange gehoben werden kann. Kommt das Kinn nicht mehr über die Stange, wird der Test abgebrochen. Während des Klimmzugtests sollte kurzärmlige Kleidung getragen werden. Zur Beurteilung der Schulterblattbewegung sollte der Test oberkörperfrei oder in enganliegender Unterwäsche durchgeführt werden.

    Messung

    Die Anzahl der korrekt ausgeführten Wiederholungen wird gezählt und notiert.

  • Test 3: Maximale Liegestütze

    Einfach durchzuführender Test zur Überprüfung der Oberkörperkraft in der ventralen Kette.

    Durchführung

    Als Ausgangsstellung wird eine stabile Körperposition auf den Fußspitzen und den Handflächen eingenommen. Die Hände befinden sich senkrecht unter den Schultern. Oberkörper, Hüfte und Beinachse bilden während der Übungsausführung immer eine gerade Linie (Hohlkreuz oder Dachposition vermeiden). Der Kopf wird in Verlängerung der Wirbelsäule gehalten und der Blick geht dabei nach schräg unten. Auf den Rücken wird ein Gymnastikstab gelegt. Durch Beugen der Arme wird der Oberkörper bis zur Gymnastikmatte über dem Boden abgesenkt und wieder in die Ausgangsposition zurückgeführt. Die Geschwindigkeit wird durch ein Metronom (50 Schläge pro Minute) vorgegeben. Der Test erfolgt in kurzärmliger Kleidung und in freier Schuhwahl.

    Messung

    Die Anzahl der korrekt ausgeführten Wiederholungen wird gezählt und notiert.

  • Test 4: Maximale Unterarmstütz-Dauer

    Einfach durchzuführender Test zur Überprüfung der Stabilität und Rigidität der Körpermitte.

    Durchführung 

    Als Ausgangsstellung wird eine stabile Körperposition auf den Fußspitzen und den Unterarmen eingenommen. Die Hände werden zur Faust geschlossen und zusammengeführt. Die Füße sind geschlossen. Die Ellenbogen befinden sich senkrecht unterhalb der Schultern. Oberkörper, Hüfte und Beinachse bilden während der Übungsausführung immer eine gerade Linie (Hohlkreuz oder Dachposition vermeiden). Der Kopf wird in Verlängerung der Wirbelsäule gehalten und der Blick geht dabei schräg nach unten. Auf den Rücken wird ein Gymnastikstab gelegt.

    Messung 

    Die Haltedauer wird gemessen und notiert.

  • Test 5 (1): 300 Meter Shuttle-Lauf OFF ICE

    Der 300-Meter-Shuttle-Test (OFF ICE) ist ein spezifischer Shuttle-Run-Test, der die eishockeyspezifische Ausdauerleistungsfähigkeit unter Ausnutzung sowohl aerober als auch anaerober Energiebereitstellungswege überprüft. Die fünfminütige Pause simuliert hierbei die eishockeyspezifischen Stoffwechselprozesse.

    Durchführung 

    Der 300-Meter-Shuttle-Test beinhaltet sechs Sprints mit Richtungswechsel über eine eishockeytypische Distanz von jeweils 25 Metern. Es werden zwei Durchgänge durchgeführt mit 5 Minuten Pause zwischen den Durchgängen.

    Messung 

    Für jeden Durchgang wird die Zeit notiert, woraus nach dem Test die Durchschnittszeit und die maximale aerobe Geschwindigkeit (MAS) ermittelt wird. Die MAS berechnet sich wie folgt: Laufstrecke [m] / Durchschnittszeit [s]

    Wichtig 

    Beide Durchgänge sollten maximal und bis zur vollständigen Erschöpfung durchgeführt werden, um einen aussagekräftigen Durchschnittswert zu erhalten. 

  • Test 5 (2): 300 Meter Shuttle-Lauf ON ICE

    Der 300-Meter-Shuttle-Test (ON ICE) ist ein spezifischer Shuttle-Run-Test, der die eishockeyspezifische Ausdauerleistungsfähigkeit unter Ausnutzung sowohl aerober als auch anaerober Energiebereitstellungswege überprüft. Die fünfminütige Pause simuliert hierbei die eishockeyspezifischen Stoffwechselprozesse.

    Durchführung 

    Der 300-Meter-Shuttle-Test beinhaltet sechs Sprints mit Richtungswechsel über eine eishockeytypische Distanz von jeweils 25 Metern. Es werden zwei Durchgänge durchgeführt mit 5 Minuten Pause zwischen den Durchgängen.

    Messung 

    Für jeden Durchgang wird die Zeit notiert, woraus nach dem Test die Durchschnittszeit und die maximale aerobe Geschwindigkeit (MAS) ermittelt wird. Die MAS berechnet sich wie folgt: Laufstrecke [m] / Durchschnittszeit [s]

    Wichtig 

    Beide Durchgänge sollten maximal und bis zur vollständigen Erschöpfung durchgeführt werden, um einen aussagekräftigen Durchschnittswert zu erhalten. Der ON-ICE-Test sollte in voller Ausrüstung durchgeführt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Spielerinnen und Spieler jeweils zur gleichen Seite bremsen und drehen.


Technik-Tests im Zuge des "5-Sterne-Programms"

Ab der U15-Altersklasse evaluieren die Heimtrainer ihre Spieler im Zuge des „5-Sterne-Programmes“ mit Bewertungen von 1 bis 5, wobei eine "1" kein nationales Niveau  und eine „5“ internationales Topniveau bedeutet. Folgende Kriterien werden bewertet:

  • Kriterien für Feldspieler
    • Schlittschuhtechnik
    • Passtechnik
    • Puckführung
    • Schusstechnik
    • 1-1 defensiv
    • 1-1 offensiv
    • Fähigkeiten, das Spiel zu lesen
  • Kriterien für Torhüter
    • Auge-Puck-Fixierung
    • Torhüter-Schlittschuhtechnik
    • Positionsspiel
    • Fangsicherheit
    • Nachabwehr
    • Pfostendeckung
    • Puckführung

Zusammen mit der Einordnung der Landes- und Bundestrainer ergibt sich für die Spieler so eine erste Einschätzung des nationalen Standards. Aufgrund dieses Überblickes werden die Spieler dann zu den „U15-Camps“ im BLZ Füssen eingeladen und von den Landestrainern, dem Chef der Vereinsbetreuung und den Bundestrainern gesichtet. Es wird eine „Bestenliste“ erstellt.

Neben diesen Testungen im "5-Sterne-Programm" ist in diesem Altersbereich zudem eine qualitative Beurteilung der Technik/Taktik mittels Videoanalysesoftware eine große Hilfe, damit der Trainer seine subjektive Beurteilung reflektieren kann, aber auch um einzel-, gruppen- und mannschaftstaktische Hinweise an die Spieler zu spiegeln. Auch die technische Ausbildung kann hiermit gezielt unterstützt werden.


Kooperation zur medizinischen Betreuung

Im Rahmen der Prävention von bspw. Haltungsschäden und Verletzungen sind Kooperationen mit Sportmedizinern und Physiotherapeuten anzustreben. Empfehlungen für Sportmedizinische Untersuchungen finden sich auch im Anschlusstraining | Leistungsdiagnostik für Kaderathleten.