Wettkampforientierung

In dieser Ausbildungsstufe erhöht sich für die Spieler – vor allem mit Beginn des Einsatzes in Mannschaften des Leistungsbereichs (Junioren-Nationalmannschaft; Nationalmannschaft; U20-Liga, DEL, DEL2, Oberliga) – die Wettkampfdichte drastisch: Zum regulären Ligaspielbetrieb kommen auf Vereins- und Auswahlebene internationale Aufgaben hinzu. Neben der damit einhergehenden hohen körperlichen Belastung hat der wachsende Termindruck zur Folge, dass sowohl für ein systematisches Athletiktraining als auch für die unabdingbare Regeneration häufig nur wenig Zeit ist.

Auszug aus einem individuellem Trainingsplan für eine Nationalspielerin

Für erhaltende, aber auch entwickelnde Inhalte im Athletiktraining sowie für eine gezielte Regeneration müssen im Wochentrainingsplan regelmäßig Zeitfenster eingeplant werden. Auch ein immer gezielteres Monitoring ist hier ein eminent wichtiger Baustein – ohne Regeneration ist alles nichts (Anregungen hierzu finden Sie im Bereich Leistungsdiagnostik)! 

Grundsätzlich gewinnt die individuelle Differenzierung des Athletiktrainings weiter an Bedeutung.


Return to Performance - Wiederaufnahme des Nachwuchsleistungssports

Die Pandemie mit Covid-19 hat den Nachwuchsleistungssport und insbesondere auch das Eishockey dazu gezwungen, leistungssportliches Training und die athletische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu unterbrechen. Der Wiedereinstieg ins Training und insbesondere auch ins Kraft- und Motoriktraining stellt nun die neueste Herausforderung dar. Um diesen, nach mehreren Monaten Pause vom organisiertem Sporttreiben, ohne Überlastungserscheinungen und Verletzungen abhalten zu können, sind im Rahmen der KINGS-Studio (https://www.uni-potsdam.de/kraftprojekt/index.php) praktische Trainingsempfehlungen entstanden, die in folgendem Video erläutert werden.

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Athletische Standards

Athletische Standards helfen, eine Orientierung zu finden – ein Nichterreichen von athletischen Standards darf aber nicht als Ausschlusskriterium dienen. Denn es geht immer um die Zielsportart – ganz profan ausgedrückt: Ist ein Eishockeyspieler ein guter Eishockeyspieler, ist er oder sie ein guter Eishockeyspieler – man kommt nicht in die „Hall of Fame“ für besonders viel Gewicht beim Bankdrücken. Aber eines ist auch klar: Ohne Athletik geht es nicht! 

  • Athletische Standards bei den Frauen

    Drücken

    Bankdrücken:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit 75 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 45 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportlerin: 1 Wiederholung mit dem Körpergewicht

    Liegestütz mit Metronom (50 bpm):
    • Minimum: 12 Wiederholungen
    • Ziel für Spielsportlerin: 27 Wiederholungen

    Schulterdrücken im Stehen mit der Langhantel:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit 40 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 24 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportlerin: 1 Wiederholung mit 60 % vom Körpergewicht (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 36 kg bewältigen können)

    Ziehen

    Klimmzug:
    • Minimum: 2 Wiederholungen
    • Ziel für Spielsportlerin: 8 Wiederholungen

    Kreuzheben:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit 125 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 75 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportlerin: 1 Wiederholung mit 185 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 111 kg bewältigen können)

    Kniebeuge

    Kniebeuge, Hantel vorne:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit dem eigenen Körpergewicht (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 60 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportlerin: 1 Wiederholung mit 125 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 75 kg bewältigen können)

    "Schnellkraft" | Komplexübung

    „Kraft-Umsetzen“ mit „Fangen“ der Stange in erhöhter Position (Power Clean):
    • Minimum: 1 Wiederholung mit 80 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 48 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportlerin: 1 Wiederholung mit dem Körpergewicht

    Gehen mit Gewichten

    Gehen mit Gewichten:
    • Minimum: 30 m Gehen mit einem „Hexbar“ mit 50 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 30 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportlerin: 30 m Gehen mit einem „Hexbar“ mit 70 % des Körpergewichts (d. h., wiegt die Athletin 60 kg, dann sollte sie 42 kg bewältigen können)

    Körpermitte

    Körpermitte:
    • Minimum: 2 min Unterarmstütz
    • Ziel für Spielsportlerin: 3 min Unterarmstütz

    Bilaterale Sprungweite

    Bilaterale horizontale Sprungweite:
    • Minimum: weiter als 185 cm
    • Ziel für Spielsportlerin: weiter als 215 cm

    300 Meter Shuttle-Lauf

    300 m Shuttle-Lauf ON ICE (vorläufig, da bis jetzt noch wenig Vergleichsdaten):
    • Minimum: weniger als 65 s
    • Ziel für Spielsportlerin: weniger als 62 s

    VO2max bzw. VO2peak

    Schwieriger Parameter, da dieser einerseits genetisch bedingt ist und andererseits auch das Testprotokoll entscheidend ist (Stufenlänge, Steigerung usw. | Rad, Laufband oder „Skatemill“ [wäre ideal]). Zudem ist es wichtig, dass das Messgerät kalibriert wurde (Messfehler bis zu 8 %) usw.

    • Bandbreite, in der sich die Spielerinnen bewegen sollten: VO2max von 47 bis 55 ml/min/kg  
    • VO2max-Ziel sollte um die 50 ml/min/kg sein

    „Gesamtkonstrukt“ Spielsportlerin

    Es gilt die Regel:

    Bankdrücken = Kniebeuge vorne = „Kraft Umsetzen“ (Fangen der Stange in erhöhter Position)

    In diesen 3 Übungen sollten also die gleichen Gewichte bewegt werden können!

  • Athletische Standards bei den Männern

    Drücken

    Bankdrücken:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit dem Körpergewicht (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 75 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportler: 15 Wiederholungen mit dem Körpergewicht

    Liegestütz mit Metronom (50 bpm):
    • Minimum: 25 Wiederholungen
    • Ziel für Spielsportler: 52 Wiederholungen

    Ziehen

    Klimmzug:
    • Minimum: 5 Wiederholungen
    • Ziel für Spielsportler: 15 Wiederholungen

    Kreuzheben:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit 150 % des Körpergewichts (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 112 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportler: 1 Wiederholung mit 200 % vom Körpergewicht (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 150 kg bewältigen können)

    Kniebeuge

    Kniebeuge, Hantel vorne:
    • Minimum: 1 Wiederholung mit dem eigenen Körpergewicht (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 75 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportler: 15 Wiederholung mit dem Körpergewicht

    "Schnellkraft" | Komplexübung

    „Kraft-Umsetzen“ mit „Fangen“ der Stange in erhöhter Position (Power Clean):
    • Minimum: 1 Wiederholung mit dem Körpergewicht
    • Ziel für Spielsportler: 1 Wiederholung mit 130 % des Körpergewichts (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 98 kg bewältigen können)

    „Kraft-Reißen“ mit „Fangen“ der Stange in erhöhter Position (Power Snatch):
    • Minimum: 1 Wiederholung mit 70 % des Körpergewichts (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 53 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportler: 1 Wiederholung mit 85 % des Körpergewichts (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 64 kg bewältigen können)

    Gehen mit Gewichten

    Gehen mit Gewichten:
    • Minimum: 30 m Gehen mit einem „Hexbar“ mit dem Körpergewicht (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 75 kg bewältigen können)
    • Ziel für Spielsportler: 30 m Gehen mit einem „Hexbar“ mit 200 % des Körpergewichts (d. h., wiegt der Athlet 75 kg, dann sollte er 150 kg bewältigen können)

    Körpermitte

    Körpermitte:
    • Minimum: 2 min Unterarmstütz
    • Ziel für Spielsportler: 3 min Unterarmstütz

    Bilaterale Sprungweite

    Bilaterale horizontale Sprungweite:
    • Minimum: weiter als 235 cm
    • Ziel für Spielsportler: weite als 265 cm

    300 Meter Shuttle-Lauf

    300 m Shuttle-Lauf OFF ICE:
    • Minimum: weniger als 64 s
    • Ziel für Spielsportler: weniger als 60 s

    300 m Shuttle-Lauf ON ICE (vorläufig, da bis jetzt noch wenig Vergleichsdaten):
    • Minimum: weniger als 62 s
    • Ziel für Spielsportler: weniger als 57 s

    VO2max bzw. VO2peak

    Schwieriger Parameter, da dieser einerseits genetisch bedingt ist und andererseits auch das Testprotokoll entscheidend ist (Stufenlänge, Steigerung usw. | Rad, Laufband oder „Skatemill“ [wäre ideal]). Zudem ist es wichtig, dass das Messgerät kalibriert wurde (Messfehler bis zu 8 %) usw.

    • Bandbreite, in der sich die Spieler bewegen sollten: VO2max von 54 bis 62 ml/min/kg  
    • VO2max-Ziel sollte um die 57 ml/min/kg sein

    Ein lohnenswerter Parameter in diesem Zusammenhang sind die Pulsschläge, um die sich der Athlet nach einer bzw. nach drei Minuten erholt hat (d. h., wenn er bspw. einen Pulsschlag von 188 Schläge erreicht hat und nach einer Minute einen Pulsschlag von 148 Schläge hat, dann hat er 40 Pulsschläge „regeneriert“):

    • minimales Ziel nach einer Minute: 30 bis 35 Pulsschläge
    • Ziel für Spielsportler nach einer Minute: 40 bis 50 Pulsschläge 
    • Minimalziel nach drei Minuten: 55 bis 65 Pulsschläge
    • Ziel für Spielsportler nach drei Minuten: 70 bis 85 Pulsschläge

    „Gesamtkonstrukt“ Spielsportler

    Es gelten folgende Regeln:

    1. Bankdrücken = Kniebeuge vorne = „Kraft Umsetzen“ (Fangen der Stange in erhöhter Position)

    In diesen 3 Übungen sollten also die gleichen Gewichte bewegt werden können!

     

    2. 1 Wiederholung Bankdrücken = 1 Wiederholung Klimmzug

    D. h., wenn der Athlet 75 kg wiegt und beim Bankdrücken 1 Wiederholung mit 80 kg bewältigen kann, dann soll er auch einen Klimmzug mit 5 kg Zusatzgewicht ausführen können (Systemgewicht [Körpergewicht + Zusatzgewicht] soll dem 1 RM im Bankdrücken entsprechen).

Koordination

Ein vielseitiges, allgemeines und spezifisches Koordinationstraining wird trainingsergänzend durchgeführt, gerade auch in Verbindung mit regenerativen Inhalten.


Kraft

Das Krafttraining ist individuell zu steuern und entsprechend den spezifischen Belastungskriterien auszurichten; es dient der Weiterentwicklung des Kraftpotenzials.


Beschleunigung (Agilität)

Beschleunigungstraining sowohl OFF ICE als auch ON ICE in allen Ebenen (sagittal, frontal und transversal) ist unerlässlich und muss ein fester Bestandteil jedes Trainings sein. Auch muss bedacht werden, dass die eishockeyspezifische Handlungsschnelligkeit – unter anderem – ein hohes Maß an Reaktions- und Entscheidungsschnelligkeit verlangt, die es daher gezielt zu verbessern gilt, z. B., indem das Techniktraining bereits frühzeitig mit Entscheidungsanforderungen (Einfach- oder Auswahlreaktionsentscheidungen) bzw. mit einem taktischen Bezug verbunden wird.


Ausdauer

Gezielte, möglichst individualisierte extensive und intensive Intervall-Einheiten dienen dazu, sowohl die aerobe als auch die anaerobe Grundlage zu bilden (Beispiel MAS). Die LSD-Methode (long-slow-distance) ist eine weitere Möglichkeit, um eine aerobe Basis zu schaffen, wird aber nicht als Mittel der Wahl angesehen (wissenschaftliche Evidenz und Zeitökonomie). Die oben genannten Trainingsmethoden dienen zur Verbesserung von Spielleistung, Belastungsverträglichkeit und Regenerationsfähigkeit.

Spielformen (klein, mittel und groß) sind in jeder Altersstufe ein hervorragendes Mittel, um eishockeyspezifische Ausdauer und Beschleunigungsausdauer zu trainieren.


Regeneration

Das "Guidebook Schlaf" gibt euch einen Überblick zu der mit wichtigsten Regenerationsquelle, nämlich Schlaf.

Das "Guidebook Jet Lag" soll euch einen Anhaltspunkt geben, wenn ihr in einer anderen Zeitzone Wettkämpfe bestreitet.

Handlungsschnelligkeit

Wie auch im Aufbautraining 2 stehen Spiel- und Übungsformen mit variantenreichen Aufgabenstellungen im Mittelpunkt. Im Spielsituationstraining sollen die Spieler möglichst schnell effektive Lösungen finden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Antizipation in möglichst realen Spielsituationen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Spieler entsprechende Situationen bereits erlebt/trainiert und Lösungsstrategien (technisch und taktisch) für die jeweiligen Situationen kennengelernt haben. Neben eishockeyspezifischen Techniken und Taktiken soll den Spielern daher stets auch ein an konkrete Spielsituationen geknüpftes taktisches Wissen vermittelt werden!

„Kognitiv-motorisches Interferenztraining zur Verbesserung von spielbezogenen Schnelligkeitsleistungen im Eishockey“

Warum ist "Kognitiv-motorisches Interferenztraining - Doppeltätigkeitskostentraining" so wichtig für uns

Die Spielgeschwindigkeit in Sportspielen ist und wird immer höher (Dawes, 2019). Es gibt mehr Angriffe pro gespielte Zeiteinheit, die Handlungszeiten sind kürzer und das Umschalten von Defensiv- auf Offensivhandlungen muss schneller erfolgen (Vigh-Larsen & Mohr, 2022). Dabei ist es nicht nur wichtig, dass die Spieler*innen physisch schnell sind, sondern auch, dass sie schnell auf Spielsituationen reagieren können, die kognitive Wahrnehmung erfordern (Young et al., 2015). Diese Anforderungen beinhalten sowohl schnelle motorische Handlungsexekution als auch schnelle Auswahl der Optionen durch Überwachung des Spielfelds. Generell ist Multitasking im Alltag oder im Beruf definiert als die zeitliche Überlappung motorischer, perzeptueller und kognitiver Handlungsprozesse. Während hier Menschen oft aus Gründen der Zeitersparnis mehrere Aufgaben parallel erledigen wollen, ist das im Sportspiel unumgänglich (Moreira et al., 2021 für einen systematischen Literaturüberblick hierzu im Leistungssport). Diese zeitlich parallele Bearbeitung stellt allerdings besondere Anforderungen an kognitive Verarbeitungskapazitäten. Daher geht paralleles Bearbeiten typischerweise mit einer Verringerung der Leistung in einer oder mehreren Domänen einher (Koch et al., 2018). Sind aber bestimmte Menschen besser als andere im Multitasking? Es scheint so zu sein, dass diese Leistungen veränder- und formbar sind. Da Spielsportler*innen permanent Multitasking- oder Doppeltätigkeitsszenarien ausgesetzt sind, könnte man annehmen, dass ihre Leistungsfähigkeit durch Erfahrung und Übung in dieser Domäne verbessert werden kann.

Mit der nachfolgenden Trainerhandreichung wollen wir euch Ansätze liefern, wie ihr euer Training gestalten könnt, um die Leistungsfähigkeit der Athlet*innen in diesem Feld bestmöglich zu verbessern.

Diese Trainerhandreichung ist aus einem BISp Projekt entstanden in Zusammenarbeit mit der Goethe Universität Frankfurt (Prof. Dr. Karen Zentgraf und Mark Brinkbäumer): www.bisp.de/DE/Home/Shiny_Projects/KogMoTrain.html (unter diesem Link findet ihr noch mehr Informationen und auch ein Projektvideo)

Trainerhandreichung „Kognitiv-motorisches Interferenztraining - Doppeltätigkeitskosten"


  • Einsatz von Video-Analysen und Taktiktafeln

    Der Trainer kann Musterwiedererkennungs- und Spielsituationsaufgaben mit statischen und bewegten Bildern am Bildschirm und an der Taktiktafel durchspielen. Als Ergänzung kommt Video-Feedback im Training hinzu.