Erfahrungen Ermöglichen - Leistungssportliches Training Anstreben

In der Altersklasse U17 soll das Augenmerk auf die nachfolgend aufgeführten, auf dieses Alter ausgerichteten Konzepte und Fähigkeiten gerichtet werden. Ziel ist es, das Übungs- und Erfahrungsrepertoire der Athlet_innen zu festigen. Sie sollen sich sowohl als Jugendliche als auch als Eishockeyspieler_innen weiterentwickeln und an den Leistungssport herangeführt werden.

Trainingsschwerpunkte

  • Freude und Ehrgeiz/Engagement
  • Praktische Übungen und Struktur
  • Altersgerechtes Training
  • Entwicklung ihrer Fähigkeiten
  • Lernen im Wettkampf zu bestehen

Schlittschuhlauftechniken

Im Bereich der zweiten Stufe des Aufbautrainings ist es wichtig,  den Fokus auf die Entwicklung der technischen Fähigkeiten so zu legen, dass sie in Drucksituationen konstant abgerufen werden können. Die bestmögliche Ausführung der Techniken in spielnahen Situationen und unter Druck müssen gezielt gefördert werden.

  • Schlittschuhbasistechniken

    Lauftechniken

    Im Rahmen der Basislauftechniken sollte, bei Bedarf, auch weiterhin an den Grundlagen gearbeitet werden. Im Vordergrund stehen aber nun die positionsspezifischen Lauftechniken. Dennoch sind folgende Techniken im Training umzusetzen:

    • Starten und stoppen in Grundstellung (Ein-Fuß-Technik)
    • Shuffle (Groß und Klein)
    • Richtungswechsel

     

     


    Kufen und Kanten

    Die Kontrolle der Kufen und der Kanten ist ein wichtiges Fundament für die Vielseitigkeit der Torhüter_innen in der gesamten Ausbildung. Es heißt, Torhüter_innen sollten sich am besten von der ganzen Mannschaft auf dem Eis bewegen können. Damit ist die Kontrolle der Kufen und Kanten in komplexen Bewegungen gemeint. Eine fundierte Ausbildung in diesem Bereich ermöglicht es den Torhüter_innen, in verschiedensten Situationen instinktiv zu kompensieren, da eine stabile Position über die Kontrolle von Kufen und Kanten auch in unverhersehbaren Situationen wiederherstellbar ist.

    • Innenkanten
    • Außenkanten
    • Sprünge
    • Rotationen
    • Gleiten (einbeinig)
    • T-Push
    • Richtungswechsel
  • Positionsspezifische Schlittschuhlauftechniken

    Die positionsspezifischen Lauftechniken nehmen in dieser Entwicklungsstufe eine wesentlich größere Rolle ein. Ziel ist es nun vermehrt Bewegungsmuster zu trainieren, die genau der Torwartposition entsprechen und Spielsituationen simulieren. Zur Durchführung solcher Lauftechniken müssen die Grundlagen der allgemeinen Lauftechniken und die der Kufen- und Kantenkontrolle bereits bei den Athlet_innen fest verankert sein.

    Auch bei den “Positionsspezifischen Lauftechniken“ unterscheidet man zwischen Basislauftechniken und fortgeschrittenen Stufen. Mit jeder Steigerung erhöht sich der technische Anteil, in Form von Abwehrausführungen, im Rahmen der läuferischen Ausbildung, .

    Positionsspezifische Basislauftechniken für den Bereich Aufbautraining 2:

    • DEB Laufmuster #5: Butterflyslide
    • DEB Laufmuster #6: Backside Push
    • DEB Laufmuster #7: RVH

    Die Laufmuster der vorherigen Entwicklungsstufen werden vorausgesetzt, sollten aber weiterhin Bestandteil des Trainings sein. Im Bereich des Aufbautrainings 2 sollte an der Perfektion der Technik, sowie an der Schnelligkeit der Ausführung gearbeitet werden. Die Torhüter_innen haben ein Verständnis dafür, dass die Laufmuster Spielsituationen simulieren. Sie entwickeln eigenständig spielnahe Laufwege und trainieren diese.


Stocktechnik

Die Stocktechnik mit den Teilen Bewegung mit dem Puck, Passen, Schießen, Pässe abfangen und eingeschossene Pucks stoppen, ist eine grundlegende Fähigkeit im modernen Torwartspiel. Ohne eine fundierte Ausbildung darin ist eine Entwicklung auf dieser Position praktisch unmöglich, daher muss auch in dieser Ausbildungsstufe der Fokus auf dem sukszessiven Aufbau der Fertigkeiten in diesem Bereich liegen. Die Stocktechnik soll weiter verbessert werden, um sie mit höherer Schnelligkeit und unter Druck situativ und präzise anwenden zu können.

Die Torhüter_innen sollen ermuntert werden, aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Es muss ihnen dabei auch zugestanden werden, Fehler zu machen. Das Mitspielen soll durch die Mannschaftstrainer_innen gefordert und gefördert werden.

  • Bewegung mit dem Puck

    Torhüter_innen müssen sich seitwärts, rückwärts und vorwärts mit dem Puck bewegen können. Dabei benötigen sie permanente Kontrolle über den Puck sowie Übersicht über das Spielfeld. Gegebenenfalls muss der Puck gegenüber angreifenden Feldspieler_innen abgedeckt werden. Hierfür müssen sie in der Lage sein, entsprechende Täuschungen und Drehbewegungen ("Turco Rotation") auszuführen.

    Hierbei ist zu beachten, dass Torhüterschläger einen wesentlich steileren Winkel zwischen Paddle/Schaft und Schaufel haben, als Spielerschläger. Deshalb muss der Puck nahe am Körper geführt werden, um genügend Druck mit dem gesamten Schlägerblatt aufs Eis zu bringen.

  • Passen

    Torhüter_innen müssen in der Lage sein, sowohl einhändig als auch beidhändig, mit Vorhand und Rückhand, präzise Pässe auf das Schlägerblatt von Mitspieler_innen zu spielen. Übungen hierzu sind methodisch aufzubauen, also von "vom Stand in den Stand", bis hin zu "von der Bewegung zu einem entfernt laufenden Spieler".

  • Pucks Schießen

    Torhüter_innen müssen lernen, Pucks hoch über die Rundung oder direkt aus dem Verteidigungsdrittel zu befördern. Hierbei sind neben der Schusstechnik auch die motorischen Voraussetzungen und die Fähigkeit, das Spielgeschehen zu lesen von Bedeutung.

  • Abfangen von Pässen

    Die Torhüter_innen sollen in der Lage sein, gegnerische Pässe, die durch den Aktionsradius des Schlägers und insbesondere durch den Torraum gehen, zu unterbinden. Diese Fähigkeit soll mit Vorhand und Rückhand (flach aufliegendes Schlägerblatt, ggf. mit "Paddledown-Technik" bei Pucks nah am Tor) beherrscht werden. Auch die Ablenkungsrichtung des Pucks muss bestimmt werden können.

    Die Schlägerhaltung wird so gewählt, dass keine Pucks zwischen Schläger und Schlittschuhen gespielt werden können und keine Abpraller ins eigene Tor möglich sind.

  • Eingeschossene Pucks stoppen

    Torhüter_innen sind in der Lage, an der Bande entlang eingeschossene und von der Bande abprallende Pucks zu stoppen. Dafür muss er_sie sich mit maximaler Geschwindigkeit aus dem Tor zum Puck bewegen, diesen mit Vorhand oder Rückhand, ein- und beidhändig stoppen und unter Kontrolle bringen. Dabei ist auf eine geschlossene Schlägerhaltung zu achten, sodass der Puck nicht ins Spielfeld gelenkt wird. Beim Verlassen des Tores und vor dem Weiterspielen des Puckes ist mit dem Schulterblick eine Übersicht über das Spielfeld und -geschehen einzuholen. Dabei ist eine Kommunikation zu Mitspieler_innen unabdingbar.


Lesefähigkeiten

Das Erkennen und Analysieren von Spielsituationen und Laufwegen ist ein wesentlicher Baustein im Trainingsalltag im Bereich der U17. Die Torhüter_innen vertiefen das Bewusstsein für das, was auf dem gesamten Eis geschieht und welche Faktoren davon entscheidend auf den Torabschluss einflussnehmen können und wenden dieses konstant an.

 

  • Schuss-/Passauslösung lesen

    Der_die den Puck führende Gegenspieler_in ist Ausgangspunkt für den Goalie beim Lesen der bestehenden oder neu entstehenden Spielsituation. Um kontrolliert reagieren zu können, geht es aus Sicht der Torhüter_innen zunächst darum, Folgendes zu erkennen:

    A) Wann kommt die Schuss-/Passauslösung?
    Der_die Torhüter_in erkennt Anzeichen für eine baldige Schussauslösung, u. a.: kein „Puckmischen“ mehr, Unterbrechend der Beinbewegung, Kopf wird gehoben, Schläger und Schlägerblatt mit Puck werden nach hinten gebracht und Schlägerblatt zeigt zum Tor, Oberkörper geht nach vorne

    B) Wo findet die Schuss-/Passauslösung statt bzw. wie ist die Position des Pucks zum Tor im Moment der Schussauslösung?

    • Winkel: mittig, seitlich, seitlich spitz?
    • Distanz: nah vs. weit entfernt?


    C) Wohin will der_die Spieler_in schießen/passen?

    • Seitliche Ausrichtung des Schlägerblatts, nach links-rechts?
    • Geöffnetes Schlägerblatt vs. geschlossenes Schlägerblatt?
    • Hoher Schuss/Flipppass vs. Flacher Schuss/flacher Pass?


    D) Handelt es sich um eine Täuschung?
    Je höher das Niveau der Spieler_innen, desto schwieriger sind die Anzeichen für Schussauslösung und Schussrichtung zu lesen. Ziel der Torhüter_innen muss es sein, zu erkennen, wann eine eingeleitete Bewegung nicht mehr „abbremsbar“ ist und ausgeführt werden muss und somit keine Täuschung des_r Spieler_in ist.

    E) Lesen von Rims/Dumps

    Wenn der Puck von der gegnerischen Mannschaft tief in die defensive Zone gespielt wird, wird dies erkannt und mit einer einduetigen, schnellen Handlung daruaf reagiert (siehe auch Stocktechnik)

    Verdeckte und abgefäschte Schüsse lesen

    Um auf verdeckte und abgefäschte Schüsse gut reagieren zu können müssen Torhüter_innen antizipieren:

    A) Welche Spieler_innen auf dem Feld sind gefährlich und stellen durch in den Schuss Bewegen und absichtliches oder unabsichtliches Abfälschen eine Gefahr dar?

    B) Wo befinden sich die wahrscheinlichsten Abfäschungsstellen:

    • Winkel zum Tor: Mittig oder seitlich zum Tor?
    • Tiefenposition zum Tor: Block-Zone oder Mixed-Zone?

    C) Wie verändert sich die ursrpüngliche Flugbahn des Pucks?

  • Eisübersicht und peripheres Sehen

    Das Bewusstsein zu haben, was auf dem Eis in der Gesamtheit passiert und welche Faktoren davon entscheidend auf den Torabschluss einflussnehmen (können), ist entscheidend dafür, wie gut sich Torhüter_innen auf eine Situation vorbereiten und, dementsprechend, schnell und kontrolliert reagieren können.

    Ein gut ausgebildete_r Torhüter_in ...

    • hält trotz Fokus auf den_die puckführende_n Spieler_in, Kopf bzw. Augen in Bewegung, um Veränderungen von Spielsituationen wahrnehmen zu können.
    • weiß, wo sich sogenannte „Ruhezonen“ befinden und erkennt Zeitpunkte vor der Schussauslösung, wenn der_die puckführende Spieler_in nicht sonderlich gefährlich ist und der_die Torhüter_in prüfen kann, ob bzw. wie sich die Spielsituation verändert hat.
    • erkennt vorab die gefährlichsten Optionen für einen Torabschluss auf das eigene Tor.
    • versucht, wenn möglich, die Anzahl der gefährlichen Optionen durch Kommunikation mit Mitspieler_innen zu reduzieren.
    • passt die eigene Spieltaktik (z. B. Positionstiefe) der wahrgenommen Situation an.
    • weiß vorab, mit welcher Technik er_sie auf die möglicherweise eintretende Situation reagieren wird.
    • sollte erkennen, wo sich anspielbare Gegenspieler_innen befinden oder hinbewegen können.

    Dazu erfasst der Torhüter, ausgehend von der_dem Puckführenden, für jede Angriffssituation auf sein Tor folgende Punkte:

    • Wie viele gegnerische Spieler_innen sind am Angriff beteiligt?
    • Welchen Pass/Schuss will der_die puckführende Spieler_in bzw. kann dieser durchführen?
    • Wohin bewegen sich die anderen Gegenspieler_innen?
    • Von wo kommt Unterstützung durch eigene Mitspieler_innen?
    • Welche Gegenspieler_innen sind die Gefährlichsten für einen erfolgreichen Torabschluss, aufgrund von
      – guter Anspielbarkeit,
      – Winkel und Distanz zum Tor sowie
      – Möglichkeit zur Direktabnahme.

    Lesen von Rims/Dumps:

    • Der_die Torhüter_in erkennt, wenn der Puck vom Gegner tief in die defensive Zone geschossen wird und reagiert möglichst schnell mit einer eindeutigen Handlung darauf (z.B. Verlassen des Tores um den Puck an der Bande zu stoppen, siehe auch Stocktechnik)

    Wichtig anzumerken ist hierbei, dass die Angriffsituation auch von hinter dem Tor oder aus der Ecke erfolgen kann. Auch hier gelten die oben genannten Prinzipien. Darüber hinaus sind die Schwerpunkte im Bereich Net-Play zu berücksichtigen.

     


Abwehrtechniken

In dieser Altersstufe gilt es, an den Abwehrtechniken so zu arbeiten, dass sie unter Druckbedingungen bestmöglich abgerufen werden können. Dabei sollten Torhüter_innen den Anspruch verfolgen, jeden Puck halten zu wollen in diesem Kontext werden in der U17 auch explizit Battle-Techniken trainiert. Bei der Vermittlung muss viel Wert darauf gelegt werden, dass keine kontrollierte Puckabwehr erfolgen kann, ohne den Puck zu sehen. Daher bildet die visuelle Bindung die Basis für jegliche Abwehraktionen. Der Puck muss vor und während der gesamten Abwehr und Nachabwehr im Fokus sein. Es kann gegebenenfalls keine (kontrollierte) Puckabwehr erfolgen, wenn Torhüter_innen nicht in der Lage sind, sich rechtzeitig und adäquat in die richtige Position zu bringen, sowie die Schussauslösung zu lesen.

Es sollten im Trainingsalltag Situationen kreiert werde, die es den Torhüter_innen ermöglichen, die "richtige" Technik zu entdecken (induktiver Ansatz). Die Trainer_innen sollen also auch hier nicht nur das Werkzeug des Feedbacks und der genauen Vorgabe der Technik nutzen, sondern vor allem ein Umfeld schaffen, in dem Lösungen von den Torhütern erarbeitet werden.

  • Visuelle Bindung

    Unter visueller Bindung versteht man die Fixierung des Pucks mit den Augen von der Schussauslösung, also vom Schlägerblatt des_r gegnerischen Spielers_in, bis zum eigenen Körper im Rahmen der Abwehrausführung. Die, so genannte, visuelle Bindung ist ein unabdingbarer Faktor im Rahmen der konstanten und kontrollierten Puckabwehr. Sie ermöglicht es dem Gehirn, Informationen schneller zu verarbeiten und die entsprechende Abwehrart bzw. Technik besser und exakter auszuwählen. Die visuelle Bindung ist daher auch ein großer Faktor im Rahmen der Puckkontrolle, wenn es darum geht, die Anzahl der Rebounds so niedrig wie möglich zu halten.

    Die visuelle Bindung wird bei jedem Schuss, der im Spiel oder im Training auf das Tor gebracht wird, angewandt. Vom ersten Tag der Ausbildung bis zum Ende der spielerischen Laufbahn ist sie immer unablässiger Bestandteil der Abwehrausführung!

  • Arten der Abwehrausführung

    Reaktive Abwehr

    Bei der reaktiven Abwehr werden in der Grundstellung Oberkörper und Hände so ausgerichtet, dass Pucks, die in den "fangbaren Bereich" gelangen mit der Abwehrwerkzeugen: Fanghand, Stockhand, Schläger und Rumpf/Bauch, kontrolliert werden können. Die oberste Priorität ist die kontrollierte Schussabwehr ohne Nachschüsse zuzulassen.


    Blockabwehr

    Bei der Blockabwehr ist die Position bzw. die Abwehrposition so gewählt, dass der_die Torhüter_in passiv agiert und bewusst Räume ausfüllt. Die Raumausfüllung hat hier Priorität ein potentieller Abpraller wird hier, im Gegensatz zur reaktiven Abwehr, in Kauf genommen. Die Blockabwehr ist insbesondere bei Schüssen nah am Tor, Blockzone, relevant.

  • Werkzeuge der Abwehrausführung

    Fanghand

    Die Fanghand ist ein elementares Abwehrwerkzeug der Torhüter_innen, da sie ermöglicht den Puck direkt zu fixieren und damit einen Spielunterbruch herbeizuführen oder diesen kontrolliert weiterzuspielen. Diese Vielseitigkeit ist ein großer Vorteil und sollte daher von Beginn an in der Ausbildung von Torhüter_innen eine übergeordnete Rolle einnehmen.

    Die Fanghand ermöglicht es den Torhüter_innen, den Puck auf der Fanghandseite, im Bauch- und Kopfbereich und bei einfachen Schüssen auch auf der Stockhandseite unmittelbar festzumachen. Alle diese Bereiche bzw. Räume sind Teil der Fanghandausbildung.

    Ein wichtiger Aspekt ist vor allem auch immernoch die reaktive Ausrichtung der Handposition vor dem Körper mit nach vorne geneigtem Oberkörper und visueller Bindung mit den Augen auf dem Puck.


    Stockhand

    Im Vergleich zur Fanghand ist die Stockhand weniger vielseitig, da sie nur eingeschränkte Kontrolle im Rahmen der Abwehrausführung bietet. Erste Priorität ist die Umlenkung der Scheibe in eine Position, von der für Tor und Torhüter_in eine geringere Gefahr durch einen Folgeangriff entsteht. Häufig sind dies die Ecken des Spielfeldes. Vom ersten Tag der Ausbildung sollte die gezielte Platzierung von Pucks mit der Stockhand im Rahmen der Abwehrausführung eingefordert werden.


    Rumpf

    Die Kontrolle des Pucks am Rumpf ohne das Zulassen einer zweiten Schussmöglichkeit ist eine erlernbare, reaktive Fähigkeit. Im Mittelpunkt steht nicht die bloße Abwehr mit dem Bauch- und Brustbereich, sondern vielmehr die Positionierung des Oberkörpers und der Hände zur Fixierung des Pucks im Körperbereich.


    Schläger

    Die Kontrolle des Pucks mit dem Schläger ist eine Gewohnheit, die von Beginn an implementiert werden sollte. Die Reaktion auf flache Schüsse mit dem Schläger wird automatisiert. So gewinnt die Bedeutung des Schlägers im Rahmen der allgemeinen Puckkontrolle die entsprechende Prioriät. Die korrekte Ausführung ist Teil der technischen Ausbildung, die reaktive Bewegung mit dem Schläger an sich ist Teil der reaktiven Ausbildung.


    Beine/Schienen: Butterfly

    Der Butterfly ist  elementarer Bestandteil der Puckabwehr bei flachen oder halbhohen Schüssen. Die Stärken des Butterflys sind:

    A) Hohe Raumabedeckung
    B) Kompaktheit
    C) Laterale Mobilität
    D) Schnelligkeit – im Sinne der Abwehrauslösung bzw. Ausführung.
    E) Kombination bzw. Integration des Prinzips der “Reaktiven Abwehr“

    Die Stärken des Butterflys kommen im Rahmen der Puckabwehr unter folgenden Bedingungen zur Entfaltung:

    Der_die Torhüter_in...

    • ...verfügt über Geduld, liest die Schussauslösung und nutzt diesen nur bei flachen oder halbhohen Schüssen.
    • ...ist ausgebildet im Bereich Positionsspiel und verfügt über Wissen aus den Bereichen Block-Zone, Reaktions-Zone und so genannten Mixed-Zone.
    • ...kombiniert das klassische Blockwerkzeug “Butterfly“ mit den Komponenten der Reaktivität. Damit sind insbesondere die reaktiven Hände und alle Teilbereiche, die damit in Verbindung stehen, gemeint (s. oben "Reaktive Ausbildung").
    • ...ist sich bewusst, dass im Rahmen der Butterfly-Nutzung auch eine Nachabwehr erforderlich sein kann (Rebound-Situation), welche eine direkte Positionsanpassung erfordert. Hier kommt eine laterale Mobilität zur Geltung, die in der Butterfly-Position unten oder die im Rahmen einer neuen Ausrichtung zurück auf die Füße in die allgemeine Grundstellung des Torhüters notwendig sein kann.

     

    Mit zunehmender Erfahrung und dem Erlernen der Lesefähigkeit von Spielsituationen und Schüssen soll auch im Aufbautraining 2 darauf geachtet werden, dass die Torhüter_innen nicht grundlos bei jedem Schuss in die Butterfly-Position gehen. Vor allem ist darauf zu achten, dass in der Grundstellung nicht eine zu weite Beinstellung gewählt wird, um schnellstmöglich in die Butterfly-Position zu gelangen. Dadurch entsteht nämlich eine Neigung, zu früh runter zu gehen und die laterale Beweglichkeit wird eingeschränkt.

  • Reaktive Ausbildung

    Die reaktive Ausbildung ist neben der läuferischen Ausbildung eine Komponente der täglichen Arbeit, die absolute Priorität genießt. Ein_e Torhüter_in, der_die über sehr gute läuferische und reaktive Fähigkeiten verfügt, ist immer wieder in der Lage, die nächste Abwehr auszuführen.

    Auch bei der reaktiven Ausbildung gelten die Grundprinzipien "vom Einfachen zum Schweren" und "vom Langsamen zum Schnellen".

  • Nachabwehr

    Die Nachabwehr kann stehend oder in der Butterfly-Position erfolgen. Zentrales Element ist zu wissen, wo sich der Puck befindet, bzw. dieses Wissen wiederzuerlangen. Daraus stellt der_die Torhüter_in die richtige Ausrichtung zum Puck (wieder) her. Es ist also elementar, jedem Puck im Spiel zu folgen.

    Das Bewusstsein dafür, jedem Puck im Spiel zu folgen, sollte weiter etabliert werden, sodass die Möglichkeit einer schnellen Nachabwehr sowie der Neuausrichtung für die folgende Spielsituation gegeben ist (Recovery).

    Diese Gewohnheiten sind in jedem Training einzufordern!

  • Aktiver Schläger

    Die Fähigkeit der Torhüter_innen, einen "aktiven Schläger" als Werkzeug zu nutzen, unterteilt man in zwei Hauptkategorien:

    • Das Abräumen von freiliegenden Pucks nach einer Abwehr, bei der eine Reboundsituation entstanden ist.

    • Das Stören des Spielers bei der Puckführung in Spielsituationen, bei denen sich der_die Gegenspieler_in nah am Torkreis befindet (z. B. 1 vs. 0 | 1 vs. 1 | Net Drive | Penalty Shot etc.).

    Die Nutzung des aktiven Schlägers ist eine technische Fähigkeit, die in enger Verbindung mit einer trainierten und bewussten Hand- und Augenkoordination steht. Daher ist es von großer Bedeutung, diese von Beginn an zu fördern und zu entwickeln.  

    Ein_e gut ausgebildeter Torhüter_in wird immer den Anspruch haben, so wenig Rebounds wie möglich im Training und im Spiel zuzulassen. Eine Quote von “Null-Rebounds“ zu erreichen, ist über einen längeren Zeitraum aber unrealistisch. Daher ist es wichtig, eine direkte Abwehr für diese Situation einzuleiten, wenn diese entsteht.

    Ein wichtiger Faktor im Bereich der Nutzung des “aktiven Schlägers“ ist Zeit. Die Zeitdauer, einen freiliegenden Puck abzuräumen oder einen angreifenden Spieler daran zu stören, den Puck zu kontrollieren, ist sehr gering. Je höher das Spielniveau, umso kleiner wird das verfügbare Zeitfenster, da die Geschwindigkeit und allgemeine technische Fähigkeiten der angreifenden Spieler_innen mit dem jeweiligen Spielniveau steigen.

  • Technische Spezialwerkzeuge

    Unter dem Begriff technische Spezialwerkzeuge versteht man im Allgemeinen alle alternativen Abwehrtechniken zu den bekannten, klassischen Abwehrtechniken. Diese Spezialwerkzeuge tragen dazu bei, in besonders großen Drucksituationen, wie zum Beispiel bei Rebounds oder abgefälschten Schüssen, zusätzliche Optionen der Abwehr zu haben.

    Im Training der Spezialwerkzeuge sind der Kreativität und der Innovation keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist die frühe Förderung dieser Spezialwerkzeuge, bzw. das Schaffen von Räumen für kreative und alternative Lösungsoptionen im Rahmen der Abwehr. Solche Situationen, in denen Kreativität und Innovation gefördert werden, können durch Battle-Übungs-Variaten bewusst herbeigeführt werden.


    Ausdehntechnik

    Ein Beispiel für eine Spezialtechnik ist die sogenannte Ausdehntechnik. Darunter versteht man die gezielte Raumgewinnung und größtmögliche Abdeckung in Torraumnähe. Genutzt wird diese, wenn die Wahrscheinlichkeit, rechtzeitig das Positionsziel für eine optimale Abwehrausführung zu erreichen, sehr gering ist. Das Wissen über diese Konstellation wird zum Vorteil genutzt, indem die bestmögliche alternative Abwehrmöglichkeit herbeigeführt wird.

    Situationen, in denen diese Abwehrtechnik häufig zum Einsatz kommt:

    • abgefäschte Schüsse in Torraumnähe
    • Alleingänge bei denen der angreifende Spieler eine Körpertäuschung nutzt
    • Back-Door Querpass-Situationen
    • Situationen in denen der_die Torhüter_in aus der Position geraten ist
    • sonstige Situationen, in denen die Kreaitivität ihren Raum findet

    Für die effiziente Nutzung der Ausdehntechnik sind unter athletischer Betrachtungsweise insbesonder Beweglichkeit und Stabilität extrem wichtig. Im Rahmen der Ausbildung erlernen die Torhüter_innen, dass es sich bei solchen Situationen im Rahmen der technischen Struktur um Ausnahmesituationen handelt. Die Ausdehntechnik sollt in der Regel nicht die erste Option zur Abwehrausführung sein, sondern nur unter oben genannten Kriterien zur Anwendung kommen.

    Das grundlegende Prinzip hinter dieser Technik ist die Raumabdeckung von unten nach oben in unmittelbarer Nähe zum Puck, bzw. dem Punkt der Umkehrung der Bewegungsrichtung durch den gegnerischen Schläger. Im Rahmen dieser Raumabdeckung berücksichtigt man parallel dazu die Nähe der Position zum Puck und die reaktive Ausrichtung der Hände zum Puck.

    Wichtig ist hier auch der Battle-Faktor, die Bereitschaft, den Puck nicht verloren zu geben, da eine kontrollierte Abwehr im Rahmen der Nutzung der Ausdehntechnik nicht garantiert werden kann. Diese Bereitschaft muss durch die Trainer_innen eingefordert werden.

     

  • Battle

    Den Kampf um den Puck bewusst annehmen, den Wettbewerb immer suchen, alles geben - zu jeder Zeit in jedem Training und in jedem Wettkampf. Torhüter_innen geben keinen Puck verloren, auch dann nicht, wenn sie schon geschlagen scheinen und am Boden liegen und ein angreifender Spieler das leere Tor direkt vor sich hat. Es gibt immer eine Chance, den Puck doch noch zu stoppen und die eine Art "Verzweiflungs-Abwehr" einzuleiten, wenn die eigene Mannschaft dies am dringendsten Benötigt.

    Das primäre Ziel im Bereich Abwehrausführung/Battle im Aufbautraining ist es, das Torhüter_innen den Impuls, den Puck stoppen zu wollen, ungehindert ausführen können. Die Torhüter sollten auch die Gelegenheit dazu bekommen, selbst auszuprobieren, mit welchen Methoden sie Erfolg bei der Abwehr des Pucks haben. Kleine Wettkämpfe und Spiele können hier als motivierende Maßnahme zur Förderung der Battle-Techniken durchgeführt werden.

    Pucks zu halten macht Spaß!


Taktisches Verhalten

Das Abrufen der Technik in Drucksituationen ist ein wesentlicher Bestandteil in dieser Entwicklungsstufe. Die taktische Ausbildung nimmt nun einen noch höheren Stellenwert ein.

Die Torhüter_innen sollten nun wissen, wann sie welche Technik anwenden können bzw. sollten. Von großer Bedeutung ist hierbei auch weiterhin das qualitative Feedback, sowie Korrekturen durch die Trainer_innen. In dieser Altersstufe wird das taktische Verhalten auf der Torhüterposition weiter ausgeprägt und entwickelt.

Grundlegend dienen diese Bereiche als Orientierung im Bereich taktisches Verhalten:

  • Positionsspiel
  • Rush Management
  • Traffic Management
  • Net Play
  • Positionsspiel

    Grundstellung

    Die Grundstellung im Torwartspiel verfügt über klare Merkmale, die universell gleich sind und die für alle Torhüter_innen gelten. In der Ausbildung sollte man sich auf diese Grundprinzipien konzentrieren und nicht versuchen, Torhüter_innen in ein Muster zu pressen, das nicht ihren physiologischen Vorraussetzungen entspricht. Jeder Mensch ist anders gebaut. Das ist ein unverrückbarer Fakt. Und daher wird auch bei jedem Menschen die Grundstellung etwas von anderen abweichen. Die Prinzipien der Grundstellung bleiben davon aber unberührt.

    Diese Prinzipien lauten:

    • Hände leicht vor dem Körper zum Puck gerichtet
    • Schläger vor dem Körper
    • Oberkörper leicht nach vorne gebeugt
    • Schlittschuhe leicht auf den Innenkanten
    • Gewicht gleichmäßig auf den Fußballen verteilt
    • Knie und Sprunggelenke gebeugt

    Physikalisches Prinzip von Winkel, Tiefe und Körper

    Das Torhüterspiel im Eishockey ist geprägt von Räumen. Torhüter_innen, die zur richtigen Zeit den richtigen Raum mit ihrem Körper ausfüllen, verfügen immer über eine realistische Chance, den Puck abzuwehren.

    Wir unterscheiden hierbei zwischen den drei miteinander fest verbunden Bereichen:

    A) Winkel
    Hiermit ist das klassische Winkelverhältnis von Torhüter_in zum Puck gemeint. Allgemeine Faustregel für die jüngeren Torhüter_innen ist hier: “Nase mittig zum Puck und Bauchnabel mittig zum Puck.“ Diese altersgerechte Regel gibt den jüngeren Athleten ein allgemeineres Verständnis von ihrer Aufgabe, ohne abstrakt denken zu müssen. Wichtiger Punkt für alle Trainer_innen und Torhüter_innen ist es, immer wieder drauf zu achten, dass die Winkelausrichtung ausschließlich zum Puck erfolgt und nicht zum Körper der_des Gegenspielers_in.

    B) Tiefe
    Unter dem Wort TIEFE im Torwartspiel versteht man die Distanz des_r Torhüters_in von seiner eigenen Torraumlinie in Bezug zu seinem Positionsspiel. Die Tiefe der Position im Eishockeytorwartspiel wird kontinuierlich angepasst, um die optimale “Positionstiefe“ für den bevorstehenden Angriff zu haben. Man unterscheidet hier zwischen vier Bereichen:

    1. Ausgangstiefe = Startposition allgemein für alle Angriffsarten

    2. Konservative Tiefe = Positionstiefe näher zur Torlinie  

    3. Mittlere Tiefe = Hierbei handelt es sich um einen Näherungswert für die bestmögliche Tiefe, der_die Torhüter_in hat die finale Positionstiefe hier noch nicht erreicht,  hat sich allerdings eine optimale Ausgangsposition verschafft, um Anpassungen in Bezug auf bevorstehende Angriffe vorzunehmen.

    4. Aggressive Tiefe = Positionstiefe weiter von der Torlinie entfernt

    Die genauen Anforderungen in Bezug auf die Auswahl der optimalen Tiefe der Position unterscheiden sich von Angriff zu Angriff und zwischen Torhüter_innen. Dies ist bedingt durch den Faktor, dass jede_r Torhüter_in zum Beispiel über unterschiedliche läuferische, athletische, körperliche und Lesefähigkeiten verfügt. Insbesondere die Körpergröße spielt eine entscheidende Rolle.

    Praxisbeispiel: Ein Torhüter mit einer Körpergröße von über 1,90 Meter kann einen 2 vs. 1 Angriff mit einer konservativeren Tiefe in Bezug auf seine Position spielen, als ein_e Torhüter_in mit geringerer Körpergröße.

    C) Körper
    Man unterscheidet beim Körperspiel zwischen den folgenden Kategorien:

    1. Reaktivität = Grundausrichtung des Körpers, im Besonderen des Oberkörpers, um eine reaktive Abwehr zu jeder Zeit optimal ausführen zu können.

    2. Kompaktheit = Der Körper bildet eine Einheit, bei der die Abwehr so ausgewählt ist, dass ein Puck nicht "durch ihn hindurch gehen" kann.

    3. Größe = Abhängig von der Angriffssequenz nutzen Torhüter_innen ihre Körpergröße für eine optimal Raumabdeckung. Diese kann durch Anpassungen im Rahmen der Grundstellung von Angriff zu Angriff angepasst werden.

    4. Breite = Maximale Raumabdeckung von links nach rechts und von rechts nach links.

    5. Beweglichkeit = Die Fähigkeit die Körperreichweite durch die von der Körperposition gegebene Beweglichkeit zu erhöhen.

    Zusammenfassung: Der_die Torhüter_in benötigt zur erfolgreichen Abwehr immer den richtigen Winkel zum Puck. Er_Sie kombiniert die Winkelposition mit einer zur der Angriffssequenz passenden Tiefe in Bezug zur Torlinie. Bei Auslösung des Schusses bringt der_die Torhüter_in seinen_ihren Körper hinter die Scheibe. Wenn alle drei Parameter berücksichtigt werden, sind die physikalischen Prinzipien für eine erfolgreiche Puckabwehr gegeben. 

  • Rush-Management

    Unter Rush Management versteht man, auf die Angriffe, die schnell über die neutrale Zone in das eigene (defensive) Drittel  gelangen, mit adäquaten taktischem Verhalten zu reagieren. Diese sogenannten Rush Angriffe sind zum Beispiel: 1 vs. 0 | 2 vs. 0 | 1 vs. 1 | 2 vs. 2 | 2 vs. 1 | 3 vs. 2 | 4 vs. 3. Zu Beginn der Torhüter-Ausbildung sind diese vermehrt den Situationen 1 vs. 0, 2 vs. 1, 1 vs. 1 und 2 vs. 2 ausgesetzt.

    Die Ausbildung des Rush Managements ist stark taktisch geprägt und hat viel mit der Anpassung der Position und der eigenen Grundstellung in Bezug auf die Art des Angriffs zu tun. Die Prinzipien des Rush-Managements sollten im Aufbautraining 2 bekannt sein und werden kontinuierlich weiterentwickelt.

    Anmerkung: Die Art und Weise wie Torhüter_innen auf Angriffe taktische reagieren, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen: Körpergröße, läuferische Fähigkeiten, reaktive Fähigkeiten und allgemeine hockeyspezifische Lesefähigkeiten.


    Prinzipien

    Bei 1-vs-0-/1-vs-1-Situationen wird das Positionsspiel allgemein aggressiver ausgerichtet, d. h., der_die Torhüter_in steht weiter oberhalb der Torkreisumrandung (einfache Grundregel: außerhalb des blauen Torkreises). Das Ziel ist dabei, den Winkel und damit auch den sichtbaren Raum an frei verfügbarem Tornetz für den_die angreifenden Spieler_in so weit wie möglich zu verkleinern, da diese Angriffe eher in Bezug auf einen Schuss als äußerst gefährlich einzustufen sind.

    Bei 2-vs-1-/2-vs-2-Situationen wird das Positionsspiel allgemein passiver ausgerichtet, d. h., der_die Torhüter_in orientiert sich mehr innerhalb der Torkreisumrandung. Ziel ist hier eine solide Abdeckung des Winkels und damit auch, den sichtbaren Raum an frei verfügbarem Tornetz für den angreifenden Spieler immer noch ausreichend klein zu halten. Durch das weniger aggressive Positionsspiel schafft der_dieTorhüter_in außerdem die Voraussetzungen, gleichzeitig einen Pass zwischen den zwei angreifenden Spieler_innen, der eine besonders gefährliche Option im Angriffsspiel ist, im Rahmen der Positionsschnelligkeit abzudecken.

    Um diese Positionsanpassungen vornehmen zu können bzw. diese Prinzipien zur Anwendung zu bringen, benötigen Torhüter_innen so früh wie möglich Informationen über die Art des Angriffs. Im Rahmen der Entstehung des Angriffes muss sich ein Überblick verschafft werden (Förderung der Lesefähigkeiten) und die Anzahl der Spieler_innen klassisch gezählt werden. Durch eine frühe Förderung, im Rahmen einer bewussten Sensibilisierung für die Bedeutung dieser Vorgehensweise, kann dem_r Torhüter_in für seine Entwicklung vieles erleichtert werden. Um diese Prinzipien zu entwickeln ist es notwendig,  einen gewissen prozentualen Anteil der jährlichen Ausbildung im großflächigen Bereich über die gesamte Eisfläche zu trainieren (über die neutrale Zone hinweg in das defensive Drittel der Torhüter_innen). Diese Ausbildung muss nicht während des Torwarttrainings stattfinden, sollte dies aufgrund von Eiskapazitäten am Ausbildungsstandort nicht möglich sein. Eine Integration im Rahmen des Mannschaftstrainings ist hier eine solide Option. Es fördert des Weiteren die Kommunikation mit dem_r Mannschaftstrainer_in in Bezug auf die Bedeutung des Rush Managements für Torhüter_innen im Allgemeinen.

    Zusammenfassung der wichtige Grundprinzipien
    • Ausrichtung des Körpers/Grundstellung
    • Ausrichtung der Position (Tiefe) an die jeweilige Situation
    • Lesen/Erkennen der verfügbaren Optionen
    • Positionsschnelligkeit
    • Winkelpriorität
    • Schussvorbereitung
    • Abwehrausführung
    • Automatisierte und dynamische Nachabwehr
    • Einleitung des eigenen Transition-Spiels nach erfolgter finaler Abwehr
  • Traffic Management

    Unter Traffic Management versteht man den Umgang mit gegnerischen und eigenen Spieler_innen vor dem Tor, die dem_der Torhüter_in bewusst oder unbewusst die Sicht auf den Puck nehmen. Die deutsche Beschreibung dafür wäre: Umgang mit Verkehr vor dem Tor.

    Diese Beschreibung deckt allerdings nicht die Vielschichtigkeit und die Komplexität der unterschiedlichen Situationen ab, die unter dem international anerkannten Begriff „Traffic Management" geführt werden. Deshalb wird in der vom DEB verfassten RTK hier auch der englische Begriff für ein einheitliches Verständnis eingeführt.


    Sichtbehinderungen (Screens)

    Hierbei wird differenziert zwischen Screens

    • in direkter oder unmittelbarer Nähe zum Tor
    • in mittlerer Distanz zum Tor (mittlerer Slot-Bereich)
    • in weiter Distanz (hoher Slot-Bereich)

    Abgefälschte Schüsse (Deflections) durch gegnerische Spieler_innen oder ungewollt durch Mitspieler_innen

    Auch hierbei erfolgt eine Differenzierung:

    • direkt vor dem Tor
    • Varianten am langen Pfosten (Back-Door Optionen)
    • Tip-In Situationen
    • aus der Luft abgefälschte Pucks
      • aus direkter Nähe zum Tor
      • aus mittlerer Distanz zum Tor (mittlerer Slot-Bereich)
      • aus weiter Distanz zum Tor (hoher Slot Bereich)

    Um im Rahmen des Traffic-Managements konstante Leistungen abrufen zu können, müssen verschiedene taktische und technische Komponenten zum Tragen kommen.

  • Eisübersichtsverhalten

    Bei einer verdeckten Sicht und viel Verkehr vor dem eigenen Tor, benötigen Torhüter_innen Mechaniken und Taktiken im Rahmen des Positionsspiels und der Grundstellung, um die Entstehung von spezifischen Situationen frühzeitig zu erkennen. Im Rahmen dessen können Optionen geprüft und entsprechend schnell reagiert werden, wenn ein bestimmtes Spielereignis eintritt.


    Positionsetablierung

    Die frühzeitige Etablierung einer Position im Rahmen von Positionsschnelligkeit ermöglicht es, eine bessere Eisübersicht zu erzielen. Gegnerische Spieler_innen müssen sich an der Position des_r Torhüter_in orientieren. Es entsteht ein Zeitvorteil für die Torhüter_innen.


    Sichtlinie zum Puck herstellen

    Nur Pucks, bzw. ausgelöste Schüsse, die gesehen werden, können bewusst und damit einhergehend kontrolliert gestoppt werden. Oberste Priorität im Rahmen des Traffic-Managements ist es daher, um jeden Preis eine Sichtlinie zum Puck zu finden. nicht immer wird dies möglich sein, jedoch ist der Lösungsansatz daran ausgerichtet, immer die bestmögliche Situation herzustellen. Allgemeine Prinzipien sind hier:

    • Sichtlinie Suchen hat oberste Priorität
    • Bei Schüssen von der äußeren blauen Linie: "Kurze-Seite" für die Sichtlinie favorisieren (Short-Side-Looks)
    • Anpassungen der Positionstiefen in Relation zu den gegebenen Situationen
      • Bsp.: Ist der lange Pfosten von der gegnerischen Mannschaft nicht besetzt, kann die Positionstiefe aggressiver gewählt werden, im Gegenteil: ist der lange Pfosten besetzt, muss die Tiefe konservativer gewählt werden
    • Körpernutzung/Center Shift

    Körpernutzung/Center Shift

    Die Nutzung der größtmöglichen eigenen Fläche, der Körperfläche, ist eine entscheidende Komponente im Traffic-Management. Analog zu "Traffic-Management" wird auch hier der international anerkannte Begriff "Center-Shift" eingeführt um die Vielschichtigkeit und Komplexität des damit gemeinten Abwehrverhaltens adäquat abzubilden.

    Unter Center-Shift versteht man den bewussten Transfer der größtmöglichen Körperfläche hinter den auf das Tor zufliegenden Puck, zum richtigen Zeitpunkt. Der Ansatz der Reaktivität kommt auch bei dieser Abwehrausführung wieder zum Tragen. Der Center-Shift ist nicht nur Abwehrausführung, sondern erhöht auch taktisch die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Abwehr, da mehr Raumabdeckung genutzt werden kann, sofern der optimale Zeitpunkt für die Auslösung dieser Abwehrart gewählt wurde. Des Weiteren befindet sich der_die Torhüter_in bei einem potentiellen Rebound näher am Puck und kann offene Räume so schneller wieder schließen und eine erneute Abwehr früher einleiten.


    • Ausrichtung am Punkt der Umkehrung

    Dieser Aspekt bezieht sich auf die taktische Vorgehensweise bei abgefälschten Schüssen und Tip-In-Situationen. In Diesen geht die eigentliche Gefahr nicht primär vom eigentlichen Schuss aus, sondern vom Schlägerblatt des_der Spieler_in, der_die den Puck zuletzt berührt und damit eine Umkehrung der ursprünglichen Flugbahn herbeiführt. An diesem Punkt der Umkehrung muss sich der_die Torhüter_in taktisch, positionstechnisch und zeitlich orientieren. Den eigenen Körper im Rahmen der Abwehrausführung hinter diesen Punkt der Umkehrung zu bringen erhöht die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Abwehr und schafft eine gute Ausgangsposition für eine eventuell erforderliche Nachabwehr.

    • Taktische Ausrichtung bei Back-Door-Optionen

    Auch dieser Aspekt ist im Rahmen des Traffic-Managements von großer Relevanz, denn häufig entstehen aus "Traffic-Situationen" Überzahlsituationen des Gegners. Dies hat zur Folge, dass der_die Torhüter_in deutlich häufiger einstudierten Spielsituationen (Set-Plays) ausgesetzt ist, welche häufig Back-Door-Varianten nutzen, um Torchancen zu kreieren. Torhüter_innen müssen sowohl inhaltlich, im Rahmen der Eisübersicht, als auch positionstechnisch solche Varianten erkennen und darauf entsprechend reagieren. Das größte Merkmal ist hier die Prüfung der Optionen für eine passivere Positionsspielweise. Wie passiv diese ausgerichtet wird, hängt von den Optionen der gegnerischen Spieler_innen ab und kann nicht allgemein beantwortet werden, da auch individuelle Leistungsmerkmale des Torhüters eine große Rolle in der taktischen Herangehensweise spielen.

  • Net-Play

    Das Net-Play beschreibt Abwehrtechniken in Spielsituationen rund um das Tor herum. In der Net-Play Zone ist die Auswahl der Abwehrtechniken beschränkt. Diese sind hier die verschiedenen Varianten des stehenden Spiels, des VH (Vertical Horizontal), RVH (Reverse Vertical Horizontal) und der Overlap.


    Stehendes Spiel

    Beim stehenden Spiel wird die Position am Pfosten stehend eingenommen, der aktive Schläger nimmt Passbahnen weg. Für das Wechseln von Pfosten zu Pfosten erlaubt das Stehen maximale Flexibilität in der Bewegung, da kurze und lange Shuffle-Schritte genutz werden können, oder der T-Push, um sich der Geschwindigkeit des Spiels anzupassen. Die Grundposition sollte hierbei athletisch sein, der Schlittschuh direkt am Pfosten, sodass keine Lücke zwischen Pfosten, bzw. Cowling, und Schlittschuh entsteht. Auf der Stockhandseite deckt die Stockhand die Lücke zwischen Knie und Pfosten ab, Fanghand und Schläger sind so positioniert, dass der Passweg auf dem Eis als auch halbhoch abgedeckt ist. Auf der Fanghandseite deckt die Fanghand die Lücke zwischen Knie und Pfosten ab, der Schläger schließt wieder den Passweg auf dem Eis ab.


    Vertical Horizontal (VH)

    Beim VH ist das pfostennahe Bein vertikal aufgestellt, das andere horizontal auf dem Eis. Die Position ist einfach zu erreichen, da aus der stehenden Position am Pfosten lediglich das pfostenferne Bein aufs Eis gedrückt werden muss. Der Schläger kann, wie beim stehenden Spiel, genutzt werden, um Passwege abzudecken oder Gegenspieler_innen beim Herauslaufen von hinter dem Tor unter Druck zu setzen. Durch das vertikale Bein am Pfosten kann bei Pässen von hinter dem Tor in den Slot-Bereich der Abstoß schnell und stark erfolgen.


    Reverse Vertical Horizontal (RVH)

    Beim RVH sind die Beine, ebenso wie beim VH, vertikal und horizontal ausgerichtet, das horizontale Bein ist nun aber am Pfosten, das Vertikale ist für den Druck an den Pfosten und die Positionierung innerhalb des Torkreises notwendig. Das vertikale Bein muss über die Kufe Druck ins Eis geben, sodass der Pfosten komplett geschlossen ist (Seal). Das vertikale Bein muss weiterhin Druck geben, um die Position im Torraum zu bestimmen.

    In der ersten Abbildung ist das Bein eher horizontal zur Torlinie positioniert, um schnell die Seite wechseln zu können. In der zweiten Abbildung ist das Bein eher vertikal zur Torlinie positioniert. Diese Position ist wichtig, um bei spitzwinkligen Schüssen die lange Seite wegzunehmen und mit Schultern und Hüfte frontal zum Puck ausgerichtet zu sein.

    Eine Sonderform im RVH ist die Paddlenutzung. Einerseits kann dieses ebenfalls für die Abdeckung von Passwegen genutzt werden, andererseits kann das Paddle auch bei der Abwehr von hereinziehenden Spieler aus der Ecke oder von hinter dem Tor (Walk-Out) oder bei Bauertrickversuchen genutzt werden. Hierbei nimmt der_die Torhüter_in dem_der gegnerischen Spieler_in Platz weg und zwingt diese_n einen weiteren Weg um das Tor zu nehmen. Sobald der_die Torhüterin das Paddle aufs Eis drückt, öffnet sich durch das Herabnehmen der Schulter der obere Bereich des Tores, sollte er_sie durch einen Pass geschlagen werden.


    Overlap

    Der Overlap ist eine weitere Technik, der der der Pfosten bewusst überdeckt wird. Der untere Schlittschuh befindet sich unterhalb oder auf der Torlinie. Diese Technik kann insbesondere dann genutzt werden, wenn Spieler_innen auf der Außenbahn von oben nach unten in Richtung Torlinie ziehen. Die Vorteile sind Flexibilität in der Ausrichtung, die Gleichverteilung des Gewichts auf beiden Füßen und damit die Möglichkeit, sowohl auf Schüsse, als auch auf Pässe zur Mitte reagieren zu können.


Motorik und Athletik

Die allgemeine motorische und athletische Ausbildung von Torhüter_innen im, Aufbautraining orientiert sich weitestgehend an der der Feldspieler_innen. Die Grundsätze zu Übungsauswahl, Priorisierung und Beispieltrainingspläne und -übungen dafür sind im Grundlagentraining unter dem Reiter "Motorik/Athletik" zu finden.

Im Aufbautraining 2 beginnt allerdings gleichzeitig auch eine Spezialisierung der motorischen und athletischen Ausbildung von Torhüter_innen. Besonders das Training der Hand-Augen-Koordination, aber auch das Training des visuellen Systems, der Wahrnehmung und der Achtsamkeit können angewandt werden.Wichtig dabei ist allerdings darauf zu achten, dass die Inhalte und Übungsformen weiterhin kindgerecht und angepasst an die individuelle Entwicklung ausgewählt werden.

Auch mentales Training kann im  Aufbautraining in Grundzügen stattfinden. Adäquate Übungen und Hinweise dazu, wie diese durchzuführen sind, sind unter dem Reiter "Spielerpersönlichkeit entwickeln" zu finden.